Wieviel Mozart geht noch? – Ein Städtetrip nach Salzburg
19. November 2023Abenteuer Albanien: Offroad-Fahren und Wild-Campen am Balkan (2)
18. August 2024Teil 1: Skutarisee – Berat – Osum-Schlucht – Permet – Lengarica-Canyon
Da sind wir also endlich: am späten Nachmittag erscheint vor uns der lang ersehnte Grenzübergang nach Albanien. Die Luft über der Asfaltstraße vor dem nüchternen Kontrollposten flimmert in der Hitze. Mittlerweile sind wir mit unserem Land Rover Defender bereits mehrere Tage unterwegs. Wir sind in Holland gestartet und haben Deutschland, Österreich, Slowenien, Kroatien, Bosnien und Montenegro durchquert. Seit Bosnien halten uns auch wieder Grenzkontrollen auf. Die teilweise recht langwierigen Passkontrollen sind wir als EU-Bürger schon gar nicht mehr gewohnt. Ganz im Gegensatz zu manchen Einwohnern dieser Balkan-Länder. Sie finden gerne auch mal kreative Wege, um die lästigen Wartezeiten vor den Übergängen abzukürzen: immer wieder scheren einzelne Fahrzeuge aus der langen Autoschlange aus und drängeln sich in weiter vorne nachlässigerweise entstandene Lücken. Das wiederum führt dann natürlich jedesmal zu lautstarken Unmutsäußerungen der anderen mehr oder minder geduldig wartenden Fahrer…
Mit unserem vollbepackten Defender ragen wir deutlich sichtbar aus der Reihe der Straßen-PKWs heraus. Der Dachgepäckträger ist mit unserem Zelt, Sandblechen, Markise, Ersatzkanistern und anderen Ausrüstungsteilen voll bepackt. Im Kofferraum haben wir unsere mobile Heckküche installiert. Kompressorkühlschrank, Wassertank und Essenskisten sollen uns einen längeren autarken Aufenthalt im albanischen Hinterland ermöglichen.
(Wer sich für den Fahrzeugausbau im Detail interessiert, findet hier alle Informationen: Unser Reisefahrzeug: vom Geländewagen zum Overlandcamper).
In den kommenden zwei Wochen wollen wir Albanien kreuz und quer auf ausgewählten Offroad-Pisten bereisen und dabei wann immer möglich frei in der Natur campen. Einige kulturelle Highlights wollen wir unterwegs natürlich auch noch besichtigen. Eine Herausforderung könnten dabei die klimatischen Bedingungen werden. Die Meteorologen haben kurz vor unserer Abreise eine Hitzewelle für den Balkan vorausgesagt: bis zu 43 Grad im Schatten – gefühlt sogar wie 47 Grad seien zu erwarten! Wir werden sehen müssen, was das für unsere Reise bedeutet.
Und während sich die albanische Grenzkontrolle hinzieht und die Autoschlange vor uns nur im Schneckentempo vorankommt, werden meine Reisegefährten langsam unruhig. Floris und Bastian, meine beiden erwachsenen Söhne, bilden zusammen mit mir das Reiseteam. Jeder mit klarem Aufgabenbereich: ersterer als Zusatz-Fahrer und Navigator und letzterer als bereits bewährter Team-Koch. Hetty konnte diesmal nicht mitkommen, da sie arbeiten muss. Gerade sind Floris und Bastian allerdings mit ganz anderen Dingen beschäftigt: in einer Dreiviertelstunde soll das Viertelfinale der Fußball-Europa-Meisterschaft Deutschland gegen Spanien angepfiffen werden. Und da es in Albanien kein kostenloses Roaming für unsere Handys gibt, müssen wir auf die Schnelle noch lokale Sim-Karten organisieren, um das Fußballspiel als Internet-Stream sehen zu können.
Als der mürrische albanische Grenzbeamte uns endlich unsere Papiere wieder aushändigt und wir damit den Kontrollposten endlich hinter uns lassen können, erspähen wir zum Glück unmittelbar dahinter die Werbe-Fahnen zweier albanischer Internetprovider. Eilig parken wir den Defender am Straßenrand und ergattern quasi durch’s Autofenster auf die Schnelle zwei Simcards für unsere Handys. Für 25 Euro gibt es 80 Gigabyte Datenvolumen. Das sollte für alle Fußballübertragungen bis zum Endspiel reichen.
Freies Campen am Skutarisee
Eine lange Fahrt ist jetzt aber nicht mehr drin, wenn wir den Anpfiff nicht verpassen wollen. Also steuern wir hinter der Grenze den ersten besten Stellplatz am Skutarisee an, den uns unsere Handy-App empfiehlt. Und glücklicherweise finden wir auch tatsächlich auf die Schnelle einen sehr schönen Platz am Ufer des weit ausgestreckten Sees, der zum Teil noch in Montenegro und zum Teil schon in Albanien liegt.
Praktischerweise ist die mobile Internetabdeckung beinahe überall in Albanien hervorragend, so daß wir auch hier völlig problemlos das Fußballspiel ansehen können. Leider nicht mit dem erhofften Ergebnis: Deutschland verliert, scheidet aus dem Turnier aus, und die Stimmung der kleinen Reisegesellschaft erhält kurzfristig einen kleinen Dämpfer.
Aber der idyllische Platz am Seeufer entschädigt uns mit einem wunderschönen Sonnenuntergang, den wir auf unseren Campingstühlen sitzend genießen. Als wir dann aber gerade schlafen gehen wollen, stellen wir fest, dass wir für unserer Camp offenbar ausgerechnet den Treffpunkt der Dorfjugend aus dem nahegelegenen Koplik ausgesucht haben.
Jedenfalls kommen in der hereingebrochenen Dunkelheit mehrere klapperige Autos mit lautem Motorengeräusch über die Wiese angefahren. Deren Insassen winken uns im Vorbeifahren immerhin noch fröhlich zu, bevor sie in unmittelbarer Nähe unseres Camps ein ebenso bierseliges wie lautstarkes nächtliches Treffen abhalten. Nungut, die jungen Albaner haben sicherlich die älteren Rechte auf diesen Platz. Und so verhalten wir uns betont unauffällig, bis sie schließlich gegen halb 2 Uhr nachts wieder ebenso geräuschvoll abziehen.
Am nächsten Morgen sind wir dann erstmal wieder ganz alleine. Die Sonne geht am wolkenlosen Himmel über dem Seeufer auf. Und kein noch so leichter Windhauch läßt die spiegelglatte Wasseroberfläche kräuseln. Ein alter Fischer kommt mit einem großen Kescher vorbei und kontrolliert seine Reusen im brusttiefen Wasser. In seinen roten Badeshorts erinnert er ein wenig an David Hasselhoff in „Baywatch“. Als die Jungs kurz darauf ebenfalls aus den Zelten krabbeln, machen sie es ihm nach und nehmen erstmal ein ausgiebiges Bad im warmen See. Der obligatorische Morgenkaffee, den ich auf dem Heckklapptisch des Defenders zubereite, schmeckt danach umso besser.
Berat – Stadt der 1000 Fenster
Nach dem Frühstück macht sich die angekündigte Hitzewelle bereits deutlich bemerkbar. Die Temperaturen ziehen bereits sehr schnell an. Also brechen wir zügig das Camp ab, packen die Zelte ein und machen uns auf den Weg nach Berat. Mit gut 200 km Entfernung bedeutet das erstmal wieder eine längere Autoetappe, für die wir mehrere Stunden einplanen. Die Hauptstadt Tirana lassen wir dabei ganz bewußt links liegen und streifen nur ihren Außenbereich. Auf dieser Reise soll das Erleben der freien Natur im Vordergrund stehen, und wir wollen uns nicht ins Getümmel einer überhitzten postkommunistischen Großstadt stürzen.
Zu Mittag kommen wir In Berat an. Das Außenthermometer des Defenders zeigt jetzt 37 Grad an. Wir parken ihn auf einem schattenlosen Parkplatz am Osum-Fluß und wandern von dort aus zu Fuß in das nahegelegene alte Zentrum der Stadt. Berart wird auch die „Stadt der 1000 Fenster“ genannt wegen der typischen osmanischen Architektur mit großen Fensterfronten an den weißen Häusern der Altstadt. Mit seiner mehr als 2000jährigen Geschichte und der Auszeichnung als Unesco-Weltkulturerbe gilt die Stadt als eine der Haupt-Sehenswürdigkeiten des Landes.
Ich hatte vor Antritt der Reise etwas Sorgen, dass Albanien im Juli zur Feriensaison schon sehr überlaufen sein könnte. Schließlich wird das Land in den letzten Jahren vielerorts als neues Trend-Reiseziel beworben. Aber entgegen unseren Befürchtungen erweist sich die Stadt als überhaupt nicht überlaufen.
Und so machen wir einen sehr schönen Rundgang durch die Altstadt. In aller Ruhe schlendern wir durch die engen und verwinkelten Gassen, nehmen die Atmosphäre in uns auf und bewundern die historische Architektur, die durch keinen einzigen Neubau verschandelt wurde. Lediglich auf den Aufstieg zur Burg oberhalb der Altstadt verzichten wir aufgrund der Hitze. Bei einem kleinen Kiosk füllen wir noch unsere Wasser- und Getränkevorräte auf, gönnen uns ein Eis, und dann geht es auch schon weiter.
Ein Land im Umbruch
Wenn man heute in Albanien einreist, fällt wir sehr schnell auf, dass die Infrastruktur mittlerweile sehr gut ausgebaut ist. Man findet Tankstellen im Übermaß (quasi in jedem Dorf mehrere), ebenso flächendeckend Supermärkte und Lebensmittelläden wie auch vielfältige Essensgelegenheiten entlang der Wege. Auch die Straßen sind (entgegen der Warnungen, die wir vorher bekommen hatten) nach unserem Empfinden ganz überwiegend in ordentlichem bis guten Zustand. (Zugegebenermaßen mögen sich die immer mal wieder vorkommenden Schlaglöcher in einem Land Rover anders anfühlen als in einem kleinen Straßen-PKW… 😉 )
Die Zeiten, in denen Albanien als das ärmste Land Europas galt, sind lange vorbei. Mittlerweile hat es sich in der Statistik um ganze 7 Plätze nach oben gearbeitet. An allen Ecken und Enden des Landes wird emsig gebaut und investiert. An vielen Straßen werden die Fahrspuren verbreitert und der Belag erneuert, Brücken werden ausgebessert und Parkflächen angelegt. Wenn man dazu betrachtet, wie viele Hotelbauten neu entstehen, kann man sich vorstellen, dass sich Albanien in wenigen Jahren kaum noch von seinen Nachbarstaaten als Reiseziel unterscheiden dürfte.
Zum Glück (für uns) gibt es gegenwärtig aber auch noch ein einsames Hinterland mit zahlreichen Offroad-Pisten, auf denen man am besten mit einem Geländewagen unterwegs ist:
Offroad im bergigen Hinterland
Während der Vorbereitung auf unseren Roadtrip haben wir uns das Offroad-Tourenbuch der „Pistenkuh“-Autoren besorgt und einige besonders schöne Strecken herausgesucht. Einen dieser Trails gehen wir gleich an unserem zweiten Tag in Albanien an: eine Rundtour durch die Berge unterhalb von Berat. Das erste Stück Schotterpiste führt uns gleich ganz schön steil den Abhang hinauf, und die Fahrspuren sind einigermaßen tief ausgewaschen. Für den Anfang durchaus aufregend! Aber im Geländemodus mit Untersetzung meistert der Defender alles mühelos. Und im Laufe dieser Reise würden wir noch ganz andere Pisten zu fahren bekommen. Aber man fängt ja erstmal klein an!
Unterwegs in den Bergen sollte es dann nach einigen Kilometern eine schöne Stelle zum Übernachten geben. Als wir dort ankommen, stellen wir allerdings fest, dass dort bereits ein anderes Overlandfahrzeug steht. Natürlich sind wir nicht die einzigen, die mittels der weit verbreiteten Stellplatz-App schöne Übernachtungsplätze suchen und ansteuern. An dem weißen Pickup-Truck mit Wohnkabine treffen wir auf ein französisches Päärchen. Wir fragen, ob wir uns etwas weiter weg dazustellen dürfen. Und mit ihrem Einverständnis schlagen wir dann unser Camp mit einigem Abstand auf einem Bergrücken auf, von dem aus wir eine traumhafte Aussicht in gleich zwei uns umgebende Täler haben.
Direkt neben unserem Stellplatz lagert bei unserer Ankunft eine Schafherde im Schatten einiger niedriger Büsche. Als sie uns gewahr werden, trollen sich die Schafe blökend davon. Zum Glück nimmt es uns der in einiger Entfernung rastende Schäfer nicht übel. Ich versuche noch, „gut Wetter“ zu machen, indem ich ihm kurz darauf einen Schluck von unserem kühlschrankgekühlten Wein anbiete. Er nimmt etwas überrascht an, trinkt dann aber nur einen sehr kleinen Schluck. Vielleicht ist ein neuseeländischer Sauvignon Blanc nicht seine Traube… Leider sprechen wir beide kein Wort der Sprache des jeweils anderen, so dass unsere Kommunikation doch sehr eingeschränkt bleibt. Es gelingt uns lediglich, die jeweilige Herkunft aus „Albania“ bzw. „Germania“ zu klären. Aber immerhin winkt er uns fortan bei jeder weiteren Begegnung aus der Ferne sehr fröhlich zu.
Bislang versorgen wir uns noch weitgehend aus unseren in Holland eingekauften und in Österreich ergänzten Essens-Vorräten. Nachdem Bastian am Skutari-See ein vegetarisches Curry zum Abendessen gezaubert hatte, backt er heute an der Heckküche des Defenders Speckpfannkuchen. Natürlich werden sie nicht mit dem Pfannenheber gewendet, sondern auf möglichst spektakuläre Weise in die Luft geworfen und mit der Pfanne wieder aufgefangen – Ehrensache! Der Abend klingt mit einem wunderschönen Sonnenuntergang über den Bergrücken aus, bevor die Temperaturen mit fortschreitender Dämmerung glücklicherweise etwas abkühlen und wir so einigermaßen gut in unseren Zelten schlafen können.
Von unserem Übernachtungsplatz geht es am nächsten Tag dann weiter über die Offroadpiste nach Corovoda. Floris und ich wechseln uns beim Fahren der Strecke ab. Ich bin angesichts des teilweise recht grob steinigen und scharfkantigen Untergrundes froh, vor unserer Abreise noch von Straßen- auf Geländebereifung (All Terrain) umgesattelt zu haben. Bei einem kleinen Bergkloster machen wir unterwegs einen Stopp und besichtigen das Gelände. Noch sind außer uns nur wenige Touristen unterwegs. Aber auch hier ist bereits eine rege Bautätigkeit zu verzeichnen, die darauf hindeutet, dass man zukünftig wohl deutlich mehr Gäste erwartet.
Kurz bevor wir dann wieder auf eine befestigte Asphalt-Straße stoßen, entdecken wir in einem Tal noch eine der alten ottomanischen Bogen-Brücken, wie man sie verschiedentlich in Albanien antrifft. Für den Fuß- und Eselverkehr ist diese durchaus noch in Gebrauch. Wir nutzen die Gelegenheit, um im Schatten einiger Bäume unsere Mittagspause abzuhalten.
In dem kleinen Städtchen Corovoda legen wir einen kurzen Logistik-Stopp ein. Tanken, Auffüllen der Vorräte beim Bäcker und im Supermarkt. Wir stellen gemeinsam fest, dass bislang auch die kleineren Ortschaften zumeist einen durchaus aufgeräumten und sauberen Eindruck machen. Vielleicht ist das aber auch nur eine Frage der Erwartungshaltung. Im Vorfeld hatten wir uns alles sehr viel ärmlicher und schmutziger vorgestellt. Auch das Müllproblem, das vielfach mit Albanien in Verbindung gebracht und beklagt wird, hat sich zumindest entlang unserer Strecke noch nicht so eklatant gezeigt. Es steht zu hoffen, dass Albanien auch hier auf einem guten Wege ist.
Aussichten auf die Osum-Schlucht
Unterhalb von Corovoda stoßen wir dann auch wieder auf den aus Berat kommenden Osum-Fluss, dessen Wasser sich hier auf einer Länge von 13 Kilometern in eine eindrucksvolle und bis zu 80 Meter tiefe Schlucht ins Gestein gegraben hat. Entlang der Straße wurden einige sehr schöne Aussichtpunkte angelegt, die wir der Reihe nach anfahren und fotografieren. Im Frühjahr kann die Schlucht bei entsprechendem Wasserstand auch mit Booten befahren werden, aber jetzt fließt das Wasser nur sehr gemächlich durch das flache Bett.
Nachdem wir so dem Fluss eine zeitlang nach Süden gefolgt sind, kommen wir an die Abzweigung nach Permet. Ein ganz normales Straßenschild weist auf die Strecke hin. Aber was nach diesem Wegweiser folgt, ist beileibe keine normale Landstraße. Auch wenn es sich wirklich um die offizielle Verbindungsroute zwischen Corovoda und Permet handelt. Wir finden vielmehr eine Bergpiste vor, die man nach unserem Dafürhalten ausschließlich mit entsprechend ausgestatteten Geländewagen befahren sollte.
Vielleicht haben wir aber auch einfach nur die falschen Maßstäbe? Denn im Laufe der nächsten Stunden stellen wir fest, dass man das vor Ort offenbar auch ganz anders bewerten kann. Während wir froh sind, mit entsprechender Bodenfreiheit, Geländebereifung und Untersetzung unterwegs zu sein, knattern uns immer wieder mal winzige albanische PKW in hohem Tempo entgegen, deren Fahrer sich offenbar keinerlei Sorge um den fragilen Unterboden ihrer Autos machen. Nun gut, die meisten Fahrzeuge sehen dann auch entsprechend mitgenommen aus… 😉
So fahren wir also lieber kontrolliert aber schadenfrei durch die wirklich idyllische Berglandschaft und lassen uns Zeit für zahlreiche Film- und Fotostopps. Die Piste ist mal gut, mal schlechter, aber für den Land Rover immer problemlos machbar. Angesichts der nach wie vor bleiernen Hitze richtet sich unsere Hoffnung schließlich auf ein kleines Flusstal ungefähr auf der Mitte der Strecke. Laut unserer Informationen soll es dort einen schönen Stellplatz mit guten Bademöglichkeiten geben.
Entspannung im „Turtle-Camp“
Am späten Nachmittag erreichen wir das Tal. Und tatsächlich finden wir ein traumhaftes Plätzchen vor: unweit der Piste am Ufer eines Gebirgsflusses mit schattenspendenden Bäumen. Die Szenerie ist so idyllisch und das Wasser so einladend, dass wir unmittelbar beschließen, den Rest des heißen Tages und die Nacht hier zu verbringen. Wir fahren den Defender vorsichtig hinunter zum Wasser. Und noch bevor wir das Camp weiter aufbauen, tauchen wir erstmal ein in das eher warme als kühle Wasser, das sich unmittelbar vor uns einige angenehm tiefe Naturpools in die Felsen gegraben hat. Angesichts der Temperaturen verbringen wir die erste Stunde nach unserer Ankunft einfach im Wasser.
Als wir uns dann später doch daran machen, die Zelte aufzustellen und unser Camp einzurichten, werden wir von einem kleinen Besucher überrascht. Eine griechische Landschildkröte krabbelt ohne jegliche erkennbare Scheu zwischen uns hindurch. Offenbar ist sie auf der emsigen Suche nach Nahrung für ihren Nachwuchs, denn später entdecken wir im Gebüsch noch zwei Jungtiere. Spontan taufen wir den Platz „Das Turtle-Camp“.
In der Abenddämmerung setzen wir uns später auf unseren Campingstühlen an das Flußufer. Und während die Hitze des Tages ganz langsam etwas nachlässt und wir so auf das Bergpanorama vor unseren Augen sehen, da fühlen wir ein hohes Maß an Dankbarkeit für das, was wir hier erleben dürfen. Es ist ein erfüllendes Gefühl von Freiheit, sich so in der uns umgebenden Natur aufhalten zu dürfen. Ohne das Gefühl irgendjemanden zu stören. Und ohne selbst gestört zu werden. So hatte wir uns das im Vorfelde vorgestellt und so ist es auch eingetreten.
Wir überlegen, den nächsten Tag als Ruhetag in diesem paradiesischen Tal zu verbleiben. Einen Tag mal ohne das Camp ab- und aufzubauen, alles ein- und wieder auszupacken. Ohne stundenlang im ruckelnden Auto über staubige Pisten zu fahren. Stattdessen Zeit mit Baden in den Naturpools und Wandern in den uns umgebenden Bergen zu verbringen.
Klingt eigentlich ausgesprochen reizvoll. Und solche Ruhetage hatten wir auch eingeplant. Aber da hatten wir noch nicht mit den extrem hohen Temperaturen gerechnet. Und leider wird uns schon am frühen Morgen, an dem mir bereits beim Zubereiten des Frühstücks wieder der Schweiß in Strömen von der Stirn fließt, klar, dass dies in dieser Hitze nicht so einfach umzusetzen ist.
Also entscheiden wir uns doch, morgens noch einmal im Fluß zu baden und dann die Mittagsphase des Tages wieder im klimatisierten Auto zu verbringen. Wir verabschieden uns schweren Herzens von unserer Schildkröten-Freundin und ihrem Tal und folgen der Piste weiter bis nach Permet, wo wir dann vorläufig wieder auf asphaltierten Straßen unseren Weg durch Albanien fortsetzen.
Wandern im Lengarica-Canyon
Kurz hinter der Stadt Permet erreichen wir dann unser nächstes Etappenziel: den Lengarica-Canyon. Dort soll es einige heiße und schwefelhaltige Quellen und landschaftlich schöne Wandermöglichkeiten geben. Am Eingang der Schlucht finden wir allerdings vor allem erstmal einen ausgedehnten, wenig schönen und sehr staubigen Parkplatz vor, der mit zahlreichen Autos und Wohnmobilen zugeparkt ist. Nach unserem idyllischen „Turtle-Camp“ ein eher ernüchternder Anblick…
Da die zu großen Badepools aufgestauten und mit Mauern eingefassten Quellen hier aber einen großen touristischen Anziehungspunkt bilden, gibt es kaum schöne Möglichkeiten zum Wildcampen in der unmittelbaren Nähe. Und die Aussicht, hier eine Nacht auf dem staubigen Parkplatz zu verbringen, reizt uns so gar nicht.
Also ziehen wir uns zur Lagebesprechung in ein sehr kleines, aber auch sehr idyllisches Cafe an der Landstraße zurück. Hier bekommen wir ganz unverhofft (weil in der Kommunikation mit dem englischunkundigen Wirt vorher nicht deutlich abzuklären) herrlich kalten Eiscafe mit Schafsmilch – durchaus lecker! Und nachdem wir uns so gestärkt haben, beschließen wir, die geplante Wanderung durch den Canyon auf die frühen Morgenstunden zu verschieben und den Rest des Tages auf einem nahegelegenen Campingplatz zu bleiben. Dort ergattern wir ein Plätzchen direkt am Flußufer. Und ja, auch hier lässt es sich wieder am besten komplett bis zur Nasenspitze eingetaucht im Gebirgswasser aushalten. Eine Chance, die wir nur zu gerne wahrnehmen.
Am nächsten Morgen stehen wir um 6 Uhr in der Frühe auf, um die kühleren Morgenstunden für eine Wanderung in den Canyon hinein zu nutzen. Es gibt nur einen schnellen Kaffee zum Wachwerden, und dann geht es los. Viertel nach Sieben sind wir am Eingang der Schlucht und machen uns auf den Weg. Die eindrucksvollen Felswände sind bis zu 100 Meter hoch und die Schlucht an ihrer engsten Stelle nur 3 Meter breit. Der Wasserstand ist im Sommer sehr niedrig, aber wir müssen trotzdem immer wieder durch das Wasser waten, um voranzukommen. Nach einiger Zeit passieren wir nochmals einige kleinere und nicht so kommerziell ausgebaute Thermalquellen ähnlich denen am Anfang der Schlucht. Aber nach einem Bad in lauwarmem Wasser ist uns gerade nicht zumute.
Nach einer guten Stunde kehren wir um und wandern wieder zum Ausgangspunkt zurück. Dort wartet bereits ein besorgter Ranger auf uns und fragt, ob wir noch andere Wanderer im hinteren Teil des Canyons gesehen hätten. Wir bejahen dies und erzählen von einem Päärchen, das uns entgegenkam, als wir schon den Rückweg angetreten hatten. Der Ranger ist besorgt, da für den Tag mögliche Hitzegewitter mit Starkregen angesagt sind. Und in der Tat, bei einer Springflut möchte man sich nicht gerade mitten in der Schlucht befinden.
Aber letztendlich bleibt es den Tag über trocken. Wie gerne hätten wir einen Regenguss zur Abkühlung gehabt! Aber die Hoffnung erfüllt sich nicht. Zur Mittagszeit zeigt das Außen-Thermometer des Defenders heute 44 Grad – neuer Rekord! Und auch die Nächte kühlen jetzt kaum noch wahrnehmbar ab. Die Hitze wird langsam zum echten Problem. Sie beschränkt die Möglichkeiten für körperliche Aktivitäten deutlich. Langsam machen wir uns Gedanken, wann wohl die Grenze des Erträglichen erreicht sein könnte.
Und zu diesem Zeitpunkt ahnen wir noch nicht, dass wir es zu allem Überfluss auch noch mit Waldbränden zu tun bekommen würden. Aber das lest Ihr im 2. Teil unseres Reiseberichts…
Eine Galerie mit den schönsten Fotos von unserer Albanien-Reise findet Ihr hier!
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19 Comments
Na, das nenne ich mal einen gekonnten Cliffhanger… Temperaturen über 40 Grad finde ich schwierig. Hatte ich in Indien, eine Woche lang 47 Grad. Als wenn man in einem Backofen herumläuft. Freue mich auf Teil 2!
Hallo Andrea,
ja, die Temperaturen haben uns schon wirklich eingeschränkt, zum Glück hatten wir ein Auto mit funktionierender Klimaanlage! Indien finde ich übrigens auch ein extrem spannendes Reiseziel, stelle ich mir aber auch aus diversen Gründen sehr anstrengend vor!
…in der Tat ein schöner Cliffhanger!
Danke schön für den wieder einmal kurzweiligen und sehr guten Bericht über ein Land, das mich reisetechnisch auch sehr interessiert – besonders euer idyllisches Turtle Camp .
Wie erfreulich zu lesen, dass Albanien sich doch sehr gemausert hat.
Dann warten wir mal gespannt auf Teil 2.
Hallo Claudia,
Danke sehr! Und ja, wir hatten uns Albanien in vielerlei Hinsicht viel problematischer vorgestellt als wir es letztendlich vorgefunden haben. Allerdings haben wir auch nur einen für uns interessanten Ausschnitt des Landes gesehen und insbesondere die Touristenzentren an der Küste im Süden und auch die Hauptstadt Tirana ausgelassen.
Ich war mal sechs Wochen beruflich da, für SIEMENS. Und zwischen Dreh und Schnitt der Einspieler und dem eigentlichen Event hatte ich schön Zeit, um im Norden herumzureisen. Das Taj Mahal hat mich umgehauen; ich bin fünf Tage in Agra geblieben, weil ich mich nicht davon losreißen konnte
Veel plezier lieve mensen, leuk zo met elkaar!
Dankjewel, Judith! 🙂
Wieder ein echt toller Bericht, vielen Dank!
44 Grad ist allerdings tatsächlich krass…!
Danke Dir! Und ja, bei 44 Grad ist man dann nicht mehr wirklich zu viel imstande… 😉
Eine schöne Reise, aber Schade für du dass es so heiss ist. Die Natur sieht ydillisch aus. Gut da es noch nicht so touristisch ist, wir möchten auch mal nach Albanien gehen, aber dann im Frühling. Ich bin neugirig nach den Rest des Reises.
Hallo Jan!
Reizen in de lente is zeker een goed idee! Maar wacht niet te lang, Albanie verandert op dit moment razend snel!
Leuk om weer een verslag te lezen! het toerisme rukt inderdaad overal enorm op helaas. Maar ja, we doen er zelf ook weer aan mee natuurlijk.. Alleen zijn in de natuur is het allermooiste. Maar dat lukt met jullie Defender gelukkig ook goed! Ik ben benieuwd naar deel 2!
Ja, we hebben het ook vaak over het feit dat we enerzijds geïrriteerd zijn door „overtoerisme“ en dat we er anderzijds ook deel van uitmaken – een onopgelost probleem! Maar het is wel leuk om af en toe nog eenzame plekken te vinden!
Wieder einmal ein toller Reisebericht!
Und sooo schöne Bilder!!
Gefühlt war ich direkt ein wenig dabei :))!
Viele liebe Grüße
Dankeschön, genau so soll es sich idealerweise bein Lesen anfühlen! 🙂
Vielen Dank für Ihren schönen Bericht! Ich freue mich schon auf Teil 2, in dem Sie über Permet berichten werden, die Stadt meiner Mutter. Ihre Beschreibungen der Natur und der Realität sind wirklich beeindruckend. Als gebürtige Albanerin habe ich Ihre Erlebnisse und Bilder mit der einzigartigen Geschichte meines Landes verbunden und sehr genossen.
Vielen Dank für Ihre Rückmeldung! Es freut mich sehr, dass Ihnen der Reisebericht gefallen hat! 🙂
Wederom weer een prachtig verhaal, je bent zo’n enorm goede schrijver. Het valt me op dat er veel tekst is, je had echt enorm veel te vertellen, het lijkt me dan ook echt geslaagd. Ik moet deel 2 nog lezen, maar ben nu pas toe aan deel 1. De schildpad vond ik leuk en ik probeer me voor te stellen hoe de wegen zijn kwa kwaliteit, ik vond Italie al erg!
De hitte.. ja.. wij hebben dan zo rond de 41 graden meegemaakt in de Ardeche, maar we stonden naast de rivier. Ik vond het heftig, hoewel ik er geen last van had, tot ik s’avonds na uit eten een kop koffie nam. Dat was ff te veel. Boven de 36 graden ongeveer is niet handig meer als je nog wat dingen wilt ondernemen.
Mijn complimenten voor dit mooi verhaal weer.
Rudi, erg bedankt voor de complimenten, ik voel me vereerd! En ja, ik ben het absoluut met je eens, de grens voor comfortabel reizen ligt eigenlijk ergens rond de 35 graden. Anders wordt het echt lastig! Maar goed, in Albanië hadden we geen keus… 😉