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1. August 2024Salzburg stand schon eine ganze Weile auf unserer „Bucketlist“. Irgendwie gab es da diese etwas vage Vorstellung von so einer Art weißen „Zuckerbäcker-Stadt“ mit Burg und Alpen-Panorama. Und natürlich gehörte auch Mozart irgendwie zu der Assoziationskette. Und jetzt standen also die Herbstferien an. Es ergab sich die Gelegenheit, einen Besuch der Stadt mit einem Treffen mit unserem Sohn Floris und seiner österreichischen Freundin Felicitas zu verbinden, die beide zur Zeit in Wien leben. Also ging es los:
Die Anreise
Nachdem wir in diesem Jahr viel mit unserem Land Rover Defender unterwegs waren, entschlossen wir uns diesmal für Hettys kleinen VW Polo als Reisefahrzeug. Für eine Überlandfahrt größtenteils auf Autobahnen brauchen wir zu zweit nun wirklich keinen großen Geländewagen. Also setzen wir auf die benzinsparende und umweltfreundliche Variante des Kleinwagens. Aber zumindest installieren wir auf der Rückbank die Kompressorkühlbox aus dem Defender, so dass wir einiges an Lebensmitteln mitnehmen und uns unterwegs einigermaßen autark versorgen können. Und so wird aus dem Polo schon fast so etwas wie ein „Mini-Defender“! 😉
Die Anreise führt einmal quer durch Holland und Süddeutschland, bis wir unmittelbar nach der bayerisch- österreichischen Grenze Salzburg erreichen. Mit einem Zwischenstopp bei Familie in Brabant sind das gute 1100 km. Für das kleine Stück Autobahn von der Grenze bis zur Stadt benötigt man übrigens keine Autobahnvignette!
Wir kommen fast zeitgleich mit Floris und Felicitas an, die mit dem Zug anreisen und die wir vom Bahnhof abholen. Zusammen werden wir also das Wochenende in Salzburg verbringen und die Stadt entdecken.
Wir haben uns eine kleine Ferienwohnung in der Innenstadt gemietet. Innenstadt heißt allerdings nicht gleich Altstadt. Die ist noch gut 1,5 km zu Fuß entfernt. Für uns als trainierte Wanderer eigentlich keine Strecke. Zumal man recht schön entlang des Flusses Salzach spazieren kann, der einmal quer durch Salzburg fließt. Unterwegs passieren wir das ebenso altehrwürdige wie luxuriöse Hotel Sacher. Dieses ist übrigens nicht mit dem Hotel Sacher in Wien zu verwechseln. Das schneeweiße Salzburger Pendant trägt den Namen erst seit dem Jahr 2000, nachdem die Betreiber des Wiener Hotels es übernommen und grundlegend renoviert hatten. Zu den illustren Gästen zählen seitdem unter anderem der Dalai Lama und die niederländische Königin Beatrix. Also nicht die schlechteste Nachbarschaft… 😉
Die Altstadt
Und dann machen wir uns also unter Felicitas ortskundiger Führung auf einen Rundgang durch die wunderschön erhaltene und durch so gut wie keine modernen Gebäude verschandelte Altstadt von Salzburg. Sie liegt auf einem relativ kleinen Areal zwischen dem Ufer der Salzach und einem steil aufragenden Felsgürtel, auf dem die alles überragende Festung Hohensalzburg thront. Dass diese Altststadt 1996 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen wurde, versteht man sofort, wenn man die herrschaftlichen Plätze und verwinkelten Gassen mit ihrer Barock-Architektur betritt. Die Gebäude-Ensembles scheinen fast lückenlos erhalten zu sein und das gesamte Stadtbild ist bemerkenswert aufwändig restauriert. Besonders beeindruckend ist der während des 30jährigen Krieges vollendete Dom. Er ist die erste Barockkirche Österreichs und mit nicht weniger als 5 Orgeln ausgestattet. Etwas befremdlich finde ich allerdings, dass dort für den Eintritt ein Entgelt von 5 € verlangt wird.
Insgesamt ist aber auch schnell klar, dass wir nicht die einzigen Besucher sind, die von diesen architektonischen Schönheiten angezogen werden. Auch an diesem Wochenende im Spätherbst ist die Altstadt gut gefüllt. In der Getreidegasse im Zentrum drängen sich Touristen aus der ganzen Welt dicht an dicht. Das äußerst sonnige und für die Jahreszeit überraschend milde Wetter dürfte das Seinige dazu beitragen.
Berühmt ist die Einkaufsmeile für die vielen aufwändig gestalteten schmiedeeisernen Zunftzeichen. Sie sind über den Eingängen an den historischen Häuserfassaden angebracht und ragen zahlreich über den Köpfen der Touristenmasse in die Gasse hinein. Selbst das McDonald’s-Restaurant hat über seiner Tür das bekannte gelbe „M“ in ein historisch anmutendes Metallsymbol verwandelt.
Noch bekannter ist die Getreidegasse allerdings für das tiefgelb gestrichene Geburtshaus des mit Abstand berühmtesten Sohnes der Stadt: Wolfgang Amadeus Mozart. Und damit man es auch wirklich nicht übersehen kann, wurde es noch mit einem großen goldenen Schriftzug gekennzeichnet. In diesem „Hagener Haus“ genannten Gebäude wurde der Komponist 1756 geboren. Und hier wohnte er mit seiner Familie im 3. Stock, bis sie 1773 an den nahegelegenen Makartplatz umzogen. Heute beherbegt das Haus (natürlich) ein Mozart-Museum und im Erdgeschoss (etwas profaner) die Filiale einer großen Supermarktkette. Irgendwie will soviel Kultur ja auch finanziert werden…
Mozart ist überall
Und natürlich stürzt sich nicht nur das Stadt-Marketing auf Mozart als Werbeträger für Salzburg. Sondern quasi ausnahmslos alle anderen lokalen Unternehmungen auch. Der Komponist dient als omnipräsente Gallionsfigur für jede Art von Ort und Geschäft. Die bekannten „Mozartkugeln“ sind da nur der Anfang. Diverse Straßen und Plätze sind nach ihm benannt, die Salzburger Universtät nennt sich natürlich „Mozarteum“, die Brücke über die Salzach „Mozartsteg“, der Ausflugsdampfer „Amadeus Salzburg“, ebenso wie der Brillenladen „Amadeus Optic“, usw. usf. Hier einige Beispiele:
Dass man mit dieser Form des Marketings durchaus erfolgreich ist, erkennt man nicht nur an den Besuchermassen, sondern auch an den Eintrittspreisen für alles, was irgendwie mit Mozart etikettiert und assoziiert werden kann. Für die Museen und Sehenswürdigkeiten der Stadt werden enorm hohe Eintrittspreise verlangt. Das Ticket für Mozarts Geburtshaus kostet z. B. regulär bereits 13,50 €. Für die Festung Hohensalzburg gibt es nicht weniger als vier verschiedene Ticketkategorien vom „Basic Ticket Fußweg“ (10,80 €) bis zum „All-Inclusive Ticket mit Festungs-Bahn“ für schlappe 17,40 € pro Person. An einem Wochenende mit Familie kann da ganz schön was zusammen kommen.
Da lohnt es sich dann vielleicht, die sogenannte „Salzburg-Card“ zu kaufen. Mit ihr sind die Eintritte in sämtliche Museen und Sehenswürdigkeiten abgegolten. Und man kann darüberhinaus auch noch die öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos benutzen. Auch da gibt es natürlich wieder eine Vielzahl von Tarifen, aber das 48-Stunden-Ticket für Erwachsene hätte jetzt in der Nebensaison für uns jeweils 35 € gekostet. (Hier gibt es mehr Informationen zur Salzburg-Card.)
Nachdem wir zur Mittagszeit in den Gasthäusern im Zentrum keinen einzigen freien Tisch mehr finden konnten, landen wir schließlich etwas abseits vom (natürlich!) „Mozart-Platz“ auf der Terasse eines urigen und einigermaßen authentisch wirkenden kleinen Wirtshauses (ohne Mozart im Namen). Was die Authentizität angeht, kommen mir allerdings leise Zweifel, als mir das obligatorischen Wiener Schnitzel mit einem österreichischen Pappfähnchen verziert serviert wird… 😉 Nungut, es schmeckt nichtsdestotrotz köstlich! Für mich geht wenig über die österreichische Küche!
Als wir dann unseren Stadtrundgang fortsetzen, kommen wir auch an dem sehr schönen kleinen Petersfriedhof vorbei, Salzburgs ältester christlicher Begräbnisstätte. Neben dem Gräberfeld befinden sich auch eine ganze Reihe kunstvoll gestalteter Gruftarkaden an der angrenzenden Felswand. Und irgendwo soll auch Mozarts Schwester Nannerl begraben sein. Ich widerstehe der Versuchung, nach ihrer letzten Bleibe zu suchen.
Ebenso lassen wir auch die nahegelegenen Katakomben im wahrsten Sinne des Wortes links liegen und machen uns schließlich mit einem kleinen Abstecher über das Schloss Mirabell und seine schön gestaltete Parkanlage auf den Heimweg. Anreise und Stadtrundgang reichen als Programm für den ersten Tag.
Wandern in und um Salzburg
Am nächsten Tag beschließen wir, eine größere Runde um die Altstadt herum zu wandern. In der Touristeninformation hatten wir am Vortag eine Karte bekommen mit einer Rundtour, die sich „Instagrammable Salzburg“ nennt. Auf dieser Route sollen sich die schönsten Fotospots befinden, die man zum Füllen seiner Social Media Accounts verwenden kann. Mozart hin oder her – die Moderne ist ganz offensichtlich auch in Salzburg angekommen!
Nachdem Felicitas sich schon beim gestrigen Stadtrundgang einige schmerzhafte Blasen an den Füßen zugezogen hat, setzt sie heute beim Wandern aus. Stattdessen besucht sie zusammen mit einer Freundin das Naturkundemuseum „Haus der Natur“ und frischt Erinnerungen aus Kindertagen auf.
Wir erweitern die vorgegebene Runde noch ein wenig und besteigen zuerst den auf dem östlichen Salzach-Ufer gelegenen Kapuzinerberg. Er ist der höchste Stadtberg von Salzburg. Gestandene Österreicher dürften ihn mit seinen 640 Metern aber wohl eher einen kleinen Hügel nennen. Seinen Namen verdankt er dem sich dort befindlichen Kapuzinerkloster. Und als wir uns an den kurzen Aufstieg machen, begegnen wir auch tatsächlich einigen Mönchen in traditioneller Kutte.
Von der bewaldeten Anhöhe aus hat man dann einen sehr schönen (oder eben „instagram-worthy“) Ausblick auf die Burg am anderen Ufer. Sie ist nebenbei nicht nur das namensgebende Wahrzeichen von Salzburg sondern auch die größte vollständig erhaltene Burg Mitteleuropas.
Nach einem kurzen Abstieg entlang des Basteiwegs an der Stadtmauer überqueren wir wieder die Salzach und steigen auf der anderen Seite auf den zweiten Salzburger Stadtberg, den Mönchsberg. Auf seinem Rücken befindet sich die Festung, die wir eben noch von Weitem gesehen haben. Die weißen Häuser, Türme und Zinnen geben der Burg fast schon einen schloßähnlichen Charakter und weniger die Anmutung einer mittelalterlichen Trutzburg.
Als wir am Fuß der Wehranlagen entlang spazieren, hört eine ältere Dame mit, wie ich Floris gegenüber die Vermutung ausspreche, dass es wohl sehr schwer gewesen sein dürfte, die Befestigung zu erstürmen. Und prompt bestätigt sie uns mit erhobener Stimme und deutlich wahrnehmbarer österreichischer Sprachfärbung: „Die Burg wurde niemals eingenommen. Damals haben wir es noch richtig gemacht mit der Festung Europa! Heute schaffen wir das ja nicht mehr, jetzt dürfen ja alle rein…“ Ich beschließe, dass gerade nicht der richtige Zeitpunkt für eine längere politische Diskussion sei.
Wir laufen den Grat des Mönchsberges bis zu seinem Ende und kehren dann in die Altstadt zurück. Am Ende sind wir dann auch gute 10 km unterwegs gewesen. In der Stadt treffen wir uns mit Felicitas und ihrer Freundin im – na? Genau: „Cafe Mozart“. Klingt wie ein Klischee und ist auch ein wenig so mit seinen plüschigen Möbeln und den vornehm dreinblickenden Kellnern in Livree. Aber dafür sind die verschiedenen Kaffees mit ihren wunderbaren österreichischen Bezeichnungen („Einspänner“, „Wiener Melange“, „großer Brauner“) hervorragend!
Am Abend verabschieden wir uns dann herzlich von Floris und Felicitas. Für sie geht es mit dem Zug zurück nach Wien.
Besteigung des Gaisbergs
Am nächsten Tag nehmen Hetty und ich uns dann nochmal eine größere Tages-Wanderung vor. Der Gaisberg mit seinen 1287 Metern gilt als der „Hausberg“ der Salzburger. Er liegt nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, aber immerhin sind beim Aufstieg bis zu seinem Gipfel mehr als 800 Höhenmeter zu überwinden. Eine ganze Reihe von Wanderrouten unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade führt auf ihn hinauf. Zum Teil wird auf den Wegweisern nochmals der Hinweis auf die erforderliche besondere Trittsicherheit gegeben. Wir entscheiden uns für eine eher moderate Streckenführung.
Nach gut drei Stunden Aufstieg durch größtenteils bewaldetes Gebiet mit einigen schönen Aussichten erreichen wir den Gipfel mit dem schon von weitem sichtbaren rot-weißen Sendemast. Von ihm hat man eine exzellente Rundumsicht auf das Voralpenland. Auffällig ist, wie flach sich das Bayerische Land vor uns ausstreckt und wie plötzlich auf der österreichischen Seite die Berge aus der Ebene aufragen. Darunter ist auch der markante und besonders ebenmäßige Gipfel des Watzmanns gut zu erkennen.
In der Nähe des Gipfelkreuzes gibt es eine kleine Bergwirtschaft. Als wir dort ankommen, hat sich vor der Essensausgabe allerdings bereits eine lange Schlange aus hungrigen Wanderern aufgereiht. Wir beschließen, unser Glück bei einer Almwirtschaft entlang des Rückwegs zu versuchen. Ein Fehler, wie sich herausstellt: die Gaststätte ist an diesem Tag geschlossen. Nungut, dann müssen zwei Äpfel und ein paar Kekse bis zur Rückkehr nach Salzburg reichen.
Insgesamt sind wir dann bei schönstem spätsommerlichem Wetter mit viel Sonnenschein und guter Fernsicht fast sechs Stunden unterwegs. Und wie wir uns zum Abschluss dieser kurzen Reise langsam wieder der Altstadt von oben nähern, ist es wieder da, das Bild von der „weißen Zuckerbäcker-Stadt“. Und irgendwie habe ich das Gefühl, schon von hier aus im Stadtgebiet überall kleine Mozartstatuen und -denkmäler erkennen zu können. Vielleicht täusche ich mich aber auch.
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4 Comments
Lieber Hartwig, wieder ein sehr schöner Bericht und schöne Photos! Warum waren wir eigentlich noch nie in Salzburg? Die Touristenmassen schrecken doch leider etwas ab?!
Es scheint aber eine Reise wert!
Viele liebe Grüße Gudrun
Ja, ich finde, Salzburg muss man sich auf jeden Fall ansehen! Und wie immer gilt: am besten in der Nebensaison, dann verlaufen sich die Besucher auch eher. Jedenfalls sobald man aus dem innersten Zentrum raus ist. An einem Sommer-Wochenende stelle ich mir das Gedrängeallerdings doch etwas unangenehm vor. Aber das hat man ja mittlerweile in so gut wie allen schönen Städten, leider!
40 jaar geleden waren we met de kinderen in Salzburg, een prachtige Altstadt en heerlijk gegeten. Na jouw mooie beschrijving van jullie bezoek zou ik er zo weer naar toe willen. Wel jammer dat er zo veel toeristen zijn.
Ja, je bent niet echt alleen in Salzburg… 😉 Maar zoals altijd en overal, als je eenmaal een beetje weg bent van de toeristische hotspots zoals de Getreidegasse, valt het eigenlijk best mee! En het zou zonde zijn om deze prachtige stad om deze reden te missen!