Nachdem wir unseren Sohn für sein Phd-Studium an der tradtionsreichen Universität von St. Andrews abgeliefert haben, machen wir uns zweit weiter auf den Weg in Richtung der Highlands. Der Roadtrip durch England und Schottland geht in die zweite Runde.
Bislang war unsere Reise aufgrund des zu leistenden Umzugs von Bastian eher von nüchtern-organisatorischen Erwägungen geprägt. Aber jetzt sind wir bereit für das wahre, das sagenumwobene Schottland: für nebelverhangene Moor-Landschaften, mittelalterliche Spukschlösser, Elfen, Trolle und natürlich das Monster von Loch Ness!
Als erstes fahren wir nach Norden. Wir wollen endlich einen Eindruck von den echten Highlands bekommen, von der rauhen landschaftlichen Schönheit Schottlands. Auf dem Weg in den Cairngorms Nationalpark kommen wir am Glamis Castle vorbei, einem der vielen Schlösser im Besitz der englischen Königsfamilie. Hier verbrachte die “Queen Mum” ihre Kindheit, und Prinzessin Margaret wurde hier geboren. Um das Schloss ranken sich zahlreiche Mythen und Legenden, angeblich weit mehr als bei jedem anderen mittelalterlichen Gemäuer im Vereinigten Königreich.
Die berühmteste Geschichte handelt von dem “Monster von Glamis”, einem abscheulich deformierten Kind, das zeitlebens auf dem Schloss gefangengehalten wurde und dessen Kammer schließlich zugemauert und nie wieder geöffnet wurde. Außerdem soll hier die “Grey Lady” spuken, die 1537 als Hexe verbrannte Lady Glamis. In der Schlosskapelle ist nach wie vor ein Platz für sie reserviert, auf den sich bis heute niemand zu setzen traut!
Wir haben nicht genug Zeit, um den Geheimnissen des Schlosses genauer auf den Grund zu gehen. Daher unternehmen wir lediglich einen kleinen Spaziergang durch die wirklich sehr schön gestalteten Gärten. Schließlich wollen wir am gleichen Tag auch noch Balmoral Castle aufsuchen.
Von Glamis aus fahren wir weiter nach Norden in die Highlands des Cairngorms Nationalpark. Mit seinen 3800 km2 ist er der größte Nationalpark im Vereinigten Königreich. Er wurde erst im Jahr 2003 gegründet und damit ist er auch der zweitjüngste.
Vor uns liegt eine waldlose Weite, ausgedehnte Heide- und Hochmoorflächen und der sanft geschwungene, aber durchaus beeindruckende Gebirgszug der Cairngorms, der dem Park seinen Namen gegeben haben. So haben wir uns zu Hause Schottland vorgestellt!
Und das Wetter ist irgendwie auch so, wie man es sich vorstellt: im Halbstundentakt wechseln sich Sonne, Wolken und Regenschauer ab. Dazwischen zieht in weiten Schwaden Nebel auf und wieder ab. Wenn man sich hier auf etwas verlassen kann, dann ist es die Unbeständigkeit!
Aber dabei kommt es eben auch auf die Erwartungshaltung an: Da wir ja eigentlich immer davon ausgehen, dass es auch im Hochsommer in Schottland viel Regen geben wird, freuen wir uns im Umkehrschluss nun über jede halbe Stunde Sonnenschein! 🙂
Ziemlich in der Mitte des Nationalparks befindet sich Schloss Balmoral, das ehemalige Lieblingsschloss und die Sommerresidenz von Queen Elisabeth II. Hier pflegte sie die Monate von August bis Oktober zu verbringen. Und hier verstarb die Regentin auch vor knapp einem Jahr im Alter von 96 Jahren. Ob ihr Geist noch durch das Schloss spukt, ist bislang nicht verbrieft. Es würde mich aber nicht wundern, wenn sie doch noch ein kontrollierendes Auge darauf wirft, was ihre Nachkommen wohl so verzapfen…
Und auch wir wollen uns dieses Schloss natürlich nicht entgegehen lassen! Also parken wir unseren Defender auf einem völlig überteuerten Parkplatz vor dem Schlossgelände und machen uns frohen Mutes auf zum Eingangstor. Als wir dort ankommen, ist es allerdings versperrt und wird von zwei schwer bewaffneten Polizisten bewacht.
Ich nähere mich vorsichtig der jungen Polizistin, deren keckes Uniform-“Kompott-Hütchen” in einem etwas schrägen Kontrast zum ansonsten martialisch im Anschlag gehaltenen Schnellfeuergewehr steht. Ich frage sie, warum gerade kein Zutritt sei und sie entgegnet mir mit einem knappen Kopfnicken hinter sich: “They are all in there!”
Wenn nämlich die königliche Familie anwesend ist, ist das Schloss natürlich für die Öffentlichkeit gesperrt, klar. Und wie wir später aus der Boulevard-Presse erfahren, hat König Charles gerade die ganze Sippe auf das Schloss zitiert, um dringende Familienangelegenheiten zu besprechen. Nun gut, da wollen wir natürlich nicht stören. Also fahren wir unverrichteter Dinge weiter.
Apropos “fahren”: beim Autofahren in Schottland sind nicht nur die Kreisverkehre eine Herausforderung. Auch gibt es viele so genannte “one-lane-roads”, die nur eine Fahrzeugbreite breit sind. Man kommt also bei Gegenverkehr nicht aneinander vorbei. Dafür wurden aber alle Nase lang sogenannte “Passing Places” eingerichtet, also Ausweichstellen. Man muss nur entsprechend vorausschauend fahren (sprich: langsam) und dann an den entsprechenden Stellen für entgegenkommende Fahrzeuge halten. Hat man sich erstmal daran gewöhnt hat, funktioniert das eigentlich ganz gut.
Als wir den Clairngorms Nationalpark wieder verlassen haben, suchen wir uns einige Kilometer außerhalb einen Übernachtungsplatz. Die Camper-App “Park4night” hatte an einem See mehrere schöne Stellplätze angezeigt und tatsächlich finden wir neben dem Uferweg auch schnell ein schönes Plätzchen mit ungestörter Aussicht auf das Wasser.
Allerdings bleiben wir nicht lange allein. Nach kurzer Zeit parkt neben uns ein schnittiger BMW ein und zwei junge Männer steigen grußlos aus. Wir sind erst etwas pikiert, weil sie sich so direkt neben uns niederlassen und ihre Camping-Ausrüstung auspacken. Aber bei näherem Hinsehen stellt sich heraus, dass sie nicht dabei sind, ein Zelt für die Nacht aufzubauen. Stattdessen versuchen sie, ein Gummi-Kajak aufzublasen. Allerdings mühen sich die beiden dabei endlos mit einer offenbar nicht gut funktionierenden Pumpe ab. Wir beobachten das eine Weile, dann biete ich ihnen an, mit unserem im Defender (zwecks Anpassung des Reifendrucks) mitgeführten Kompressor auszuhelfen. So ist das kleine Boot dann innerheralb kürzester Zeit betriebsbereit.
Währenddessen stößt auch der Vater eines der beiden jungen Männer mit einem weiteren Auto dazu. Ich komme mit dem sympathischen Mittfünfziger ins Gespräch. Er (Steve) erklärt mir, dass sie vorhätten, mit dem Boot zur mitten im See gelegenen Insel zu fahren und in der dort befindlichen Burgruine im Zelt zu übernachten.
Das winzige und sehr wackelige Gummiboot macht allerdings keinen sehr vertrauenserweckenden Eindruck. Und es ist so klein, dass nur zwei Personen oder eine Person und ein Gepäckstück darin Platz finden. Also werden sie mehrfach hin und herpaddeln müssen, um alles und jeden hinüberzuschaffen.
Den ersten Versuch unternehmen die beiden jungen Männer Michael und Joe zusammen. Damit ist das Boot allerdings so schwer beladen, dass es nach dem Einsteigen auf dem Seeboden festsitzt und trotz eifriger Paddelversuche der beiden jungen Männer nicht vom Fleck kommt. Der Anblick ihrer verzweifelten Bemühungen ist derart komisch, dass Hetty und ich nur schwer ein lauthalses Losprusten unterdrücken können. Wir haben es uns derweil nämlich auf unseren Klappstühlen mit einem heißen Tee gemütlich gemacht und betrachten das Schauspiel aus kurzer Entfernung. Und während wir uns mit dicken Pullovern und Jacken vor der aufziehenden abendlichen Kühle schützen, sind die einheimischen Drei mit kurzen Hosen und teilweise sogar barfuß unterwegs. Allein der Anblick läßt uns frösteln. Aber hey, in Schottland ist man wohl anderes gewohnt! Und mit viel Mühen, Flüchen und nassen Füßen gelingt es schließlich doch, das Boot in Fahrt zu bringen. Respekt!
Nach der ersten Tour zur Insel und erfolgter Rückkehr, stellt man allerdings fest, dass der Kajak zu allem Überfluss auch noch Luft verliert! Ich zücke erneut unseren Kompressor und pumpe das Boot so hart auf, wie es nur irgend geht. Und während sich sein Sohn Michael also erneut auf den Weg zur Insel macht, frage ich Steve, ob er keine Sorge habe, dass sie mit dem wackligen Böötchen mitten auf dem See untergehen könnten. Aber er winkt nur lachend ab: “It is just water after all!”. Nungut, so kann man das natürlich auch sehen.
Und in der Tat, letztendlich gelingt der mehrfache Transfer und ganz zum Schluss wird auch Steve zur Insel geschippert. Ich rufe noch scherzhaft hinterher, ob wir im Notfall 911 anrufen müssen, und so wir erfahren, dass der offizielle Notruf in Schottland stattdessen 999 lautet – wieder etwas Nützliches gelernt!
Die Nacht ist dann sehr stürmisch und teilweise auch regnerisch. Unser Zelt wird zum ersten Mal so richtig getestet, hält aber glücklicherweise Stand. Und auch unsere englischen Freunde auf der Insel überstehen die Nacht gut (und ohne spukende Geister) in der Burgruine. Am nächsten Morgen kommt Steve schon wieder fröhlich im Gummiboot mit der ersten Ladung Gepäck zurückgepaddelt. Ich frage noch, ob ich ein weiteres Mal mit dem Kompressor aushelfen soll, aber er winkt dankend ab. Offenbar haben sie die Hand-Pumpe mittlerweile in den Griff bekommen. 1
Wir verlassen unseren schönen Stellplatz am See und fahren weiter über Inverness zum Loch Ness. Um dieses touristische Highlight führt bei einer Schottland-Tour natürlich kein Weg herum. Es ist wohl das berühmteste Monster der Welt, das in seinen Tiefen sein (weitgehend verborgenes) Unwesen treiben soll.
Und ab hier herrscht jetzt überall touristischer Andrang. Von der einsamen Weite der Highlands kommen wir in einen Disneyland-artigen Trubel. Im Dorf Drumnadrochit am Westufer des riesigen und bis zu 230 Meter tiefen Sees gibt es das offizielle Loch Ness-Centre. Dort wird eine große Ausstellung über das sagenumwobene Monster und alle sich darum rankenden Mythen geboten. Oder aber man nimmt gleich an einer sogenannten “Deepscan Cruise” teil, also einer Fahrt auf einem mit Sonar ausgestatteten Schiff, um das Ungeheuer ggf. selbst unter Wasser aufzuspüren.
Und tatsächlich hatte es gerade am Vortage unseres Besuchs wieder eine groß angelegte Suchaktion auf dem Loch gegeben. Angeblich war es die größte seit 50 Jahren. An ihr sollen eine Vielzahl von professionellen wie auch Amateur-Nessie-Suchern mit Booten, Drohnen und sogar Unterwasser-Mikrofonen teilgenommen haben. Selbst die deutsche Presse berichtete ausführlich (hier ein Link zum Artikel der eigentlich renommierten Zeitung “Die Zeit”). Das Sommerloch in der allgemeinen Nachrichtenlage muss wohl sehr groß gewesen sein. Leider ist auch diese Suche ergebnislos geblieben.
Wir entscheiden uns also für die Ausstellung. Sie befindet sich in den Räumen des ehemaligen Drumnadrochit Hotels. Dessen damalige Managerin Aldie Mackay wollte 1933 gesehen haben, wie vor ihr ein “walartiges” Tier aus den Tiefen des Sees auftauchte und einige Runden drehte, bevor es wieder verschwand. War es Zufall, dass sie damit einen wahren Run auf den Ort und damit auch ihr eigenes Hotel auslöste?
In eben jenem Hotel bekommen wir eine einstündige ausführliche Multimedia-Präsentation. Sie zieht sich durch mehrere Räume und sagt letztendlich doch nichts anderes aus, als dass man eigentlich niemals einen schlüssigen Beweis für die Existenz des Monsters von Loch Ness gefunden hat. Selbst das ikonische schwarz-weiße und doch sehr unscharfe Foto, das den aufgetauchten Kopf und langen Hals von “Nessie” im Wasser zeigen soll, wurde als Fälschung entlarvt. Viel Lärm also um Nichts, aber irgendwie muss man ja den Touristen-Strom am Laufen halten. Und das funktioniert nach wie vor sehr gut. Sämtliche Orte am Ufer des Loch Ness sind völlig überlaufen, auch jetzt noch am Ende der Saison.
Wir fahren schnell weiter zum Glen Nevis, einem langgezogenen Tal östlich von Fort William. Es befindet sich am Fuß von Ben Nevis, dem höchsten Berg Schottlands (1345 m). Um ihn zu besteigen, haben wir leider nicht genug Zeit. Aber wir machen stattdessen eine sehr schöne Wanderung zu dem Steall Wasserfall, mit 120 m dem zweithöchsten Wasserfall Schottlands. Auch hier herrscht anfänglich noch einiger Trubel. Das mag auch daran liegen, dass an diesem Wasserfall eine Szene der “Harry Potter”-Filme gedreht wurde. Aber je weiter wir gehen, desto weniger anderen Touristen begegnen wir, so dass wir irgendwann auch wieder fast alleine durch eine grandiose Hochlandschaft wandern.
Am Ende des Tages gönnen wir uns dann doch mal wieder eine Übernachtung in einem (sehr komfortablen, aber Dank der Nähe zum Loch Ness völlig überteuerten) Bed and Breakfast. Hetty wünscht sich nach mehreren Nächten im Dachzelt dann doch mal wieder eine heiße Dusche.
Der nächste Morgen überrascht uns mit strahlend blauem Himmel – das kann es in Schottland also auch geben! Allerdings nicht für lange, dann zieht es zu und der unvermeidliche Regen kommt, während wir unser nächstes Ziel ansteuern, das
Es ist eine besonders schöne Hochland-Strecke, die da vom Dörfchen Glencoe am Loch Leven gen Osten führt. Allerdings ist sie aus diesem Grunde auch wieder ganz schön überlaufen. Viele der Stopps entlang der Straße durch das Tal kann man gar nicht wahrnehmen. Die meisten Parkplätze sind komplett überfüllt, und man findet mit seinem Auto kaum mehr einen Platz. Wie muss das erst im Hochsommer sein?
Trotzdem finden wir am Signal Rock eine schöne Stelle zum Wandern, von dem aus wir bis zum Loch Achtriochtan laufen. Der Vormittag bleibt erfreulicherweise auch erstmal weitgehend trocken (einzelne kurze Regenschauer zählen in Schottland nicht!).
Anschließend wollen wir noch eine zweite längere Wanderung im Tal machen. Aber dann setzt ein heftiger Dauerregen ein. Gerade als wir uns in Richtung der “James Bond Skyfall Road” in Marsch setzen wollen. Diese Straße wird zumindest auf Google Maps jetzt offiziell so bezeichnet, da hier die Dreharbeiten zu dem entsprechenden Kinofilm stattgefunden haben. Aber da jetzt auch noch ein kalter Wind über die Hochebene peitscht und die Regentropfen fast waaegerecht durch die Luft bläst, entschließen wir uns nach einer kurzen Wartezeit im Auto weiter nach Süden zu fahren. Entlang des weit ausgedehnten Lochs Lommond geht es durch das kleine Dörfchen Aberfoyle noch einmal in den nahegelegenen Trossachs-Nationalpark.
Dort haben wir über die Webseite des Nationalpark-Service einen Stellplatz in der “Camping-Management-Zone” gebucht und eine entsprechende Camping-Permit erhalten. Damit sind wir berechtigt, im Nationalpark mit unserem Fahrzeug eine Nacht an einem exakt festgelegten Stellplatz zu übernachten. Das System ist eigentlich ganz gut. Auf diese Weise wird verhindert, dass der Park von Campern “überrannt” wird, gleichzeitig bleibt eine gute Möglichkeit zum Campen in der freien Natur erhalten. (Siehe auch 1. Teil unseres Reiseberichts)
Unser Stellplatz liegt am Rande eines wunderschönen Tals mit weitläufiger Aussicht auf die umliegenden Highlands. In der einsetzenden Dämmerung machen wir noch einen kleinen Abendspaziergang am Waldrand mit seinen zahlreichen hellgrünen Farnen und den moosbewachsenen Felsen. Und hier kann ich gut verstehen, dass in dieser Gegend der Glaube an Feen und Trolle früher so weit verbreitet war.
In der nicht weit entfernten Gemeinde Aberfoyle, durch die wir auf dem Weg hierher gefahren sind, lebte im 17. Jahrhundert der Pfarrer Robert Kirk. Er verfasste dort das Standardwerk über Elfen und andere Fabelwesen“The Secret Commonwealth of Elves, Fauns, and Fairies”. Dieses Buch ist bis heute erhältlich. Und natürlich hatte Robert Kirk zu seinen Lebzeiten auch selbst verschiedentlich Kontakt mit Elfen. Als er 1691 starb, wurde jedenfalls behauptet, er sei von Elfen davongetragen worden. Und seine Seele hause bis heute in einem Baum auf Doon Hill. Und wenn man hier so draußen umherwandert und schließlich auch übernachtet, kann man sich das eigentlich ganz gut vorstellen.
Da das Wetter wieder aufgeklart hat, stelle ich mir für den folgenden Morgen den Wecker auf 5:30 Uhr in der Hoffnung auf einen schönen Sonnenaufgang im Tal. Und in der Tat, es klappt! Morgens ist der Himmel immer noch nur leicht bewölkt. Wir erleben und filmen einen wahrhaft zauberhaften Sonnenaufgang, der dem “Reich der Elven, Faunen und Feen” würdig ist!
Danach brechen wir unser Lager ab und unternehmen noch eine Wanderung zum nahegelegenen Ben A’an. Sein gleichmäßig geformter pyramidenhafter Gipfel erinnert ein wenig an das Matterhorn. Auch wenn er mit seinen 461 m Höhe eigentlich eher ein Hügel ist. Von der höchsten Stelle aus haben wir eine herrliche Aussicht auf die umliegenden Seen Loch Katrine und Loch Achray. Und immer noch scheint die Sonne, welch ein Wunder!
Da wir wegen des Sonnenaufgangs sehr früh auf den Beinen waren, haben wir den Gipfel auch erstmal für uns alleine. Erst auf dem Rückweg kommen uns auch andere Wanderer entgegen. Und dann müssen wir Schottland auch schon wieder den Rücken kehren. Wir machen uns auf den Weg in Richtung Süden, in Richtung der Fähre nach Holland.
Allerdings nehmen wir uns auch für diese Strecke wieder etwas Zeit und machen noch einen Abstecher in den Yorkshire Dales Nationalpark. Hetty hat für uns in einem kleinen Dorf Stainforth am Rande des Nationalparks wieder ein gemütliches Airbnb gebucht.
Das ganze Dorf besteht noch durchgehend aus Häusern in der traditionellen Sandsteinbauweise.Zum Teil sind sie sogar noch mit Schindeln aus Stein eingedeckt. Und viele der Häuser tragen statt einer Straßen-Anschrift einen Eigennamen. Das kleine Anwesen, auf dem wir übernachten, wurde von unserer Vermieterin Jenny “Ingle-Byre” getauft. Wie sie uns erzählt, ist das mit den Namen durchaus auch heute noch Gang und Gäbe. Und diese werden dann auch offiziell im Gemeindeamt registriert und eingetragen.
Bei unserer Ankunft begrüßt uns der (fast schon obligatorische) Bordercollie laut bellend an der Eingangstür. In diesem Fall ist es allerdings ein fertig ausgebildeter Rettungshund. Mit ihm spürt unser Vermieter Andy als Teil der lokalen “Mountain Rescue”-Truppe verunglückte Bergwanderer auf, wie er uns später erzählt.
Am nächsten Vormittag machen wir uns daher also mit einem sehr sicheren Gefühl auf zu einer 4-stündige Wanderung auf den Pen-y-ghent, einen der drei Berggipfel (oder eher “Hügel-Gipfel) in der unmittelbaren Umgebung. Wenn man möchte, kann man sich auch der “Yorkshire 3 Peaks Challenge” stellen und alle drei Gipfel auf einmal abwandern. Dann ist man allerdings knapp 40 km unterwegs. Wir belassen es lieber bei dem einen Gipfel.
Die Wanderung ist insgesamt sehr entspannt. Uns umgibt nun wieder eine ganz andere Landschaft als das schottische Hochland. Jetzt ist es die typische englische Countryside mit ausgedehnten Feldern, allesamt von kunstvoll aufgeschichteten Trocken-Steinmauern in Parzellen unterteilt. Die Steigungen sind moderat, nur kurz vor dem Gipfel sind einige felsige Stellen mit etwas Klettern verbunden.
Zum Teil führt der Weg auch über Felder, an deren Toren Hinweise stehen wie “Bulls on field” oder “Cows with calfs can be aggressive”. Und obwohl die Fußwege offiziell über diese Wiesen führen, hat man dann beim Überqueren doch irgendwie ein komisches Gefühl!
Auf dem Rückweg in unser Dorf folgen wir einem kleinen unscheinbaren Schild am Straßenrand “Tea room left” und stoßen völlig unvermutet bei einem Bauernhof auf einen ganz reizenden Teegarten, in dem wir auf einer idyllischen Terasse Cappuccino und Scones genießen.
Irgendwann erscheint auch die Besitzerin und wir kommen in ein Gespräch. Die sympathische hochgewachsene Frau erzählt, dass sie und ihr Mann in den 80er Jahren für die britische Royal Air Force in Berlin gearbeitet haben und zum Zeitpunkt des Mauerfalls dort waren. Wir tauschen unsere Erfahrungen zu diesem historischen Moment aus (ich war damals als Funker bei der westdeutschen Marine). Und als sie mit sie mit der Rechnung kommt, stellt sie ein großes gerahmtes Foto auf unserem Tisch ab. Die leicht vergilbte Luftaufnahme zeigt das Brandenburger Tor und die davor verlaufende Mauer, auf der eine lange Reihe von NVA-Soldaten Aufstellung genommen haben. Im Vordergrund dazu ein Helikopter der Royal Air Force. Offenbar wurde das Foto am 11. 11. 1989 aus einem zweiten Helikopter geschossen, als die NVA nochmal kurzfristig die Mauer von den feiernden Menschen geräumt hatte, bevor es dann zum endgültigen Mauerfall kam. Was für eine Überraschung, hier inmitten Englands plötzlich an diese Zeit im damals noch geteilten Deutschland erinnert zu werden!
Der folgende Tag markiert dann bereits das Ende unserer Reise. Wir machen uns auf dem Weg in Richtung Harwich zum Hafen der Auto-Fähre. Unterwegs mchen wir einen kurzen Stopp an einem kleinen See, aber wegen einiger Staus auf der Autobahn A1 bleibt nicht viel Zeit. Am frühen Abend kommen wir in unserem Bed and Breakfast an, in dem wir ein sehr gemütliches Zimmer mit Blick aufs Meer reserviert haben. Ein kurzer Abendspaziergang durch Harwich, und dann war es das auch schon für dieses Mal.
Am nächsten Morgen lassen wir Großbrittannien hinter uns und kehren zurück auf das europäische Festland. Bei der Abfahrt von der Fähre überlasse ich jetzt Hetty das Steuer. Ich bin gerade so gewöhnt an den englischen Linksverkehr, da will ich nicht noch auf den letzten Kilometern zum “Geisterfahrer” werden… 😉
Hinweis: Liebe Dachzeltfreunde! Ich konnte es mir nicht so recht vorstellen, und es wurde von den Mitarbeitern in den Touristen-Infos bzw. Visitor-Centern vor Ort auch nicht deutlich kommuniziert. Aber offenbar wird behördlicherseits zwischen Wohnmobilen und Autos mit Dachzelt unterschieden, was die Regularien rund ums Übernachten im Freien betrifft. Es lohnt sich daher, sich vorher nach den aktuell gültigen Bestimmungen zu erkundigen!
10 Comments
Lieber Hartwig,
dein Blog macht richtig Lust auf Schottland und genau das ist auch geplant nächstes Jahr fahren ich zusammen mit meiner Tochter Frida und meiner Enkelin Kaisa(9) mit einem Camper nach Schottland. Da kommt Dein Blog genau richtig. Ich hoffe es geht dir gut und vielleicht sieht man sich ja mal wieder.
Vielen liebe Grüße Marion
Hallo Marion!
Vielen Dank, ich freue mich, dass Dir der Blog gefällt!
Und wie schön, dass Ihr auch nach Schottland fahren wollt! Es gibt da so viel zu sehen und wir werden in den nächsten Jahren sicherlich noch mehrfach zurückkehren, gerade jetzt, wo unser Sohn dort studiert.
Euch auf jeden Fall ganz viel Spaß bei Eurer Reise, ein Camper ist natürlich ideal für so eine Tour!
Viele Grüße, Hartwig
Nou.. ik snap er geen zak van. Hahaha..
Mooi verhaal weer, mooi geschreven. Waarom zijn er bijna nooit bomen op die kale vlaktes???
Ik begreep niets van de midges of zo… Zijn dat vliegen? Het ligt toch ter hoogte van Nederland?
Wel moest ik lachen om Hetty op de foto…
De concurrentie met Bas was leuk om te lezen… Natuurlijk kookt Hetty gezonder en dus beter.
Toen Hetty bij Praehep aan kwam met een enorme buik, dacht ik “ wiesda” ? Toen had ik haar nog kunnen behoeden dus voor haar concurrentie. Nu is het haar eigen schuld, moet je maar geen kinderen “nemen”.
Boeiend kasteel, ik houd wel van kastelen.
Niet dat ik ooit naar Schotland wilde, of was het Ierland waar jullie waren? Haha.. Ik weet het echt niet meer. Ik lees minder geinteresseerd omdat het gebied mij niet trekt, maar ik weet het nu zeker.
Niet mijn ding, maar de mooie schrijfwijze van jullie beide maken mooie verhalen.
Ik ga nog liever naar Duitsland 😉 @ -> Hartwig ……en dan wel Zuid Duitsland natuurlijk.
Zijn jullie wel eens in Edinburough geweest? Daar zag ik eens erg mooie foto’s van.
Boeiend van de muur ook..
Groetjes vanuit een regenachtige dag in Saint Tropez
Ps.. ik zet mijn naam er niet onder deze keer, ivm vele duitsers die meelezen.
Hoi MJ! 😉
Bedankt voor je reactie! Ja, midges zijn een soort zandvlieg die soms erg hinderlijk kunnen zijn. Zeker als ze in grote aantallen om je heen vliegen! En nee, deze keer waren we niet in Edinburgh. Ik ben daar zo’n dertig jaar geleden een keer geweest met ons marineschip. Maar we komen zeker nog eens terug om Bastian te bezoeken en dan gaan we er zeker nog een keer heen.
Ooh..nog een vraag.
Was dit nu de eerste echte goeie testen van de Land Rover?
Werkt alles naar behoren, komen er uitbreidingen en aanpassingen?
Bevalt het goed ook met slechtere weersomstandigheden?
Of dan toch maar weer Air Bnb in landen met minder zon?
Dan nog een laatste vraag? Waren jullie altijd wel Engelandminded?
Eingelijk weet ik het antwoord al, overal waar avontuur is, gaan jullie graag heen.
Niet zo vast gebonden als wij. Veel reisplezier weer!
Dankjewel! Ja, we hebben nu eigenlijk bijna al onze spullen kunnen testen en hebben geconstateerd dat alles eigenlijk werkt zoals het hoort. Daarom veranderen wij dat voorlopig niet. En ook de daktent heeft de eerste stormnacht goed doorstaan.
En inderdaad, zoals je zegt: “Waar avontuur is, gaan wij graag heen”! 😀
Vielen Dank für eure jeweiligen Berichte mit den vielen Eindrücken, Bildern und Schmunzlern (besonders von Dir, Hetty)!!
Es hat wieder sehr viel Spaß gemacht, eure Stationen und Erlebnisse mitzuverfolgen. Und wie immer: leider war der Beitrag viel zu schnell durchgelesen (obwohl er schon so schön lang war).
Danke Liebe Claudia
Hoi Hetty en Hartwig,
Wat leuk om te lezen dat jullie al deze reizen maken. Dat ook alles nu goed bevalt… 1 van de mooiste dingen vond ik het lezen over de muur, (boeiend) en over de concurrentie van Hetty.. deze humor vind ik leuk! Daarom schreef ik ook dat ik haar toen nog kon behoeden… Hettty kwam toen het kantoor voorbij lopen met een strakke blik een en stevige snelheid.. vol concentratie voor het sollicitatiegesprek. Alleen de dikke buik en de doelgerichtigheid viel me op. Zo mooi om dit achteraf weer te zien. Niet wetende dat het 1 van de boeiendste mensen voor ons zou zijn later samen met haar toenmalige vriend Hartwig. Boeiende mensen die out of the box denken..die avontuurlijk zijn. Waar ik de verschillen mee kan bespreken tussen Duitsers en Nederlanders. Waar ik mee kan praten over psychologie, diepere gesprekken kan voeren wat ik vaak mis. Zo leuk als het uitgepakt heeft.. Eigenlijk zijn jullie de meest boeiende mensen voor mij. Eerlijk en oprecht, to the point en avontuurlijk. Diepgaand en meelevend. De interesse van jullie in ons is ook mooi en een voorbeeld voor vele mensen die alleen over zichzelf willen spreken. Jullie niet, altijd oprecht geinteresseerd net als wij in jullie. We hopen nog boeiende reisverslagen te lezen…. Oostenrijk!!!! Hahaha.. Zwitserland mag ook. Voorlopig staat het niet op jullie programma. Ik weet het. Veel reisplezier, fijn dat het wedereom weer boeiend voor jullie was. Misschien kunnen we ons de 4 adventure Musketiers gaan noemen. Wij behouden in de Mediterranean, jullie de rest van de wereld. 🙂
lieve Rudi en Diana, wat ontzettend lief geschreven, jullie zijn voor ons ook een inspiratie, Jullie denken anders en ondanks al jullie angsten gaan jullie ook op avontuur. geen bezit meer, alleen een oude caravan en een auto. alles achter je laten, de onzekerheid tegemoet. Super dapper. we genieten altijd van de gesprekken en natuurlijk de humor. ik weet zeker dat we in de toekomst nog met elkaar gaan reizen, we hopen jullie snel weer te zien. liefs Hetty