Vooruitblik op vrij kamperen in Schotland!
20. August 2023Von Monstern und Mythen – unterwegs in Schottland und England
19. September 2023Teil 1: Harwich – North York Moors National Park – The Trossachs National Park – St. Andrews
Leben ist das, was passiert, während du damit beschäftigt bist, andere Pläne zu machen. Okay, das ist nicht von mir. Das ist von John Lennon (genauer gesagt aus seinem Song “Beautiful Boy”). Aber es passt ganz gut zu unserer Situation in diesem Sommer. Eigentlich hatten wir nämlich geplant, mit unserem Reise-Defender nach Norwegen zu fahren. Ganz hinauf bis zu den Lofoten. Und unterwegs im Dachzelt in der Wildnis zu übernachten. Aber dann kam wieder mal alles anders, und es wurde ein Roadtrip durch England und Schottland:
Wie so häufig waren es unsere (erwachsenen) Kinder, die uns einen Strich durch die Rechnung machten. Unsere Tochter Fleur beschloss, ein Master-Studium im Schweden zu absolvieren. Und Hetty beschloss, dass wir sie dorthin auf gar keinen Fall alleine umziehen lassen könnten. Also fand die erste Skandinavien-Tour in diesem Sommer nicht mit dem Dachzelt sondern mit einer großen Matratze und zwei Fahrrädern auf dem Dachgepäckträger des Defenders statt. Und natürlich jeder Menge Koffern und Kisten im Wageninneren. So bepackt ging es nach Linköping, wo wir unsere Tochter in ihrer Studentenunterkunft ablieferten. Aber damit nicht genug.
Auch unser Sohn Bastian wurde an einer ausländischen Bildungsanstalt angenommen. In seinem Fall an der altehrwürdigen Universität von St. Andrews in Schottland. Hier würde er seinen Doktor machen (bzw. den “Pie-Eytsch-Die”, wie man das heute moderner nennt, also PhD…) Und auch hier befand Hetty, das wir den jungen Mann natürlich persönlich mitsamt seiner gesamten Habe dorthin bringen müssten. Immerhin hätten wir dabei ja gleich eine schöne Gelegenheit, uns Schottland anzusehen und dann eben dort in den Highlands den Defender und sein Dachzelt zum Einsatz zu bringen. Gesagt, getan.
Also kommen zu der gesamten Camping-Ausstattung des Autos (Details dazu siehe hier) auch noch Umzugskisten, Rucksäcke, Taschen und das unvermeidliche Fahrrad auf dem Dachträger dazu. Die Rückbank ist zu zwei Dritteln bis unters Dach vollgestopft. Es bleibt gerade noch so ein schmaler Sitzplatz für Bastian daneben übrig.
Mit der Fähre von Hoek van Holland nach Harwich
Unsere erste Station wird der Hafen von Hoek van Holland sein, um von dort mit der Autofähre nach England überzusetzen. Auf dem Weg dorthin stoppen wir bei unseren Freunden Jan und Sabina in Amersfoort. Bastian bekommt von ihnen ein quasi unbenutztes Set Golfschläger in einer riesigen Tasche geschenkt. Wegen ihrer wuchtigen Größe findet sie nur mit Mühe noch im Wageninneren Platz. Sabina meint, St. Andrews sei das “Walhalla des Golfs“! Schließlich sei dort der moderne Golfsport mit seinen Regeln erfunden worden und außerdem wäre es für Bastian genau der richtige Sport, um später die richtigen Leute in Politik und Wirtschaft kennenzulernen. Obama und Trump würden schließlich auch Golf spielen. Nun denn…
Die Überfahrt mit der Fähre gestaltet sich bei sehr ruhigem Wetter unspektakulär, mit ihrer Fahrtzeit von 6 Stunden aber auch ein wenig langweilig. Als wir endlich im Hafen von Harwich ankommen, dämmert es bereits. Und als wir dann die quälend lange Wartezeit bei der Einreise ins Vereinigte Königreich dank ausgiebiger Pass- und Zollkontrolle (Brexit sei Dank!) hinter uns gebracht haben, herrscht stockfinstere Nacht. Das macht den Wechsel auf den Linksverkehr nicht angenehmer.
Wir hatten uns für die erste Nacht extra eine Unterkunft ganz in der Nähe des Hafens ausgesucht, um nicht noch lange fahren zu müssen. Aber auch die kurzen ersten 20 Minuten auf englischen Straßen sind bereits gespickt mit den gefürchteten mehrspurigen Kreisverkehren. An deren richtige Benutzung muss man sich als rechtsfahrender Rest-Europäer ersteinmal gewöhnen. Zum Glück zeigt das Navigationsgerät gleich den korrekten Einfahrtsweg in die Kreise an, so daß wir es zumindest unfallfrei bis zur kleinen Pension im Dorf Great Bentley kurz außerhalb von Harwich schaffen.
Hetty hat mal wieder eine besonders schöne Unterkunft ausfündig gemacht: wir übernachten in einem wunderschönem kleinen Cottage von 1654 n. Chr. direkt neben dem örtlichen Cricketfeld. Die Zimmer sind sehr urig und sehr englisch-plüschig und die Decken mit ihren freiligenden Holzbalken sehr niedrig. Man läuft eigentlich ständig Gefahr, sich den Kopf anzuschlagen. Aber das Häuschen hat definitiv Charme!
Bastian gibt sich zum Frühstück gleich das Full English Breakfast (“When in Rome do as the romans do!“) und hat hinterher erstmal Bauchschmerzen. Hetty und ich trauen uns noch nicht so recht. Aber wir probieren zumindest von dem berühmt-berüchtigten Black Pudding aus gebackenem Schweineblut, der im Geschmack an die Grützwurst aus meiner Kindheit erinnert. Ansonsten halten wir es aber vorerst noch “continental”.
Transfer nach Yorkshire
Auch am nächsten Tag ist der Linksverkehr noch anstrengend. Wir kennen ihn eigentlich ja schon von zahlreichen früheren Reisen (eigentlich ist man erstaunt, in wie vielen Ländern doch Linksverkehr herrscht (Australien, Neuseeland, Südafrika, Namibia, Thailand, Indonesien etc.). Aber hier sind wir mit unserem eigenen Auto unterwegs und für diesen Verkehr sitzt jetzt das Steuer auf der falschen Seite. Ich muss mir häufig ganz schön den Hals verrenken, um eine gute Sicht auf die anderen herannahenden Autos zu erhaschen.
Die Landschaft während der Fahrt von Harwich nach Norden erinnert verblüffend stark an Schleswig-Holstein. Würden die Autos nicht auf der falschen Seite der Straße fahren, wäre quasi kein Unterschied wahrnehmbar. Erst sehr viel weiter im Norden in der Grafschaft Yorkshire ändert sich das Landschaftsbild und wird für unser Gefühl “englischer”.
Kirkbymoorside, ein sehr kleines, aber ebenso hübsches Dörfchen am Rande des North York Moors Nationalparks, ist unsere nächste Station. Das Örtchen wirkt reichlich verschlafen, aber wir haben wieder ein entzückendes “Airbnb”, mit drei kleinen Räumen verteilt auf drei Etagen. Bastian, der zukünftige Herr Doktor, bekommt das Kinderzimmer mit antikem Schaukelpferdchen neben dem Bett zugewiesen, was er mit einem leichten Murren quittiert.
Um zum Anbau mit unseren Zimmern zu gelangen, müssen wir jedesmal die Küche der Vermieterin Jacqueline durchqueren, einer reizenden älteren Dame im (scheinbar unvermeidlichen) englischen Blümchenkleid. Auf dem Flur davor wacht der Bordercollie “Tess”, eine ganz reizende Hundedame, die von jedem Vorbeigehenden vehement Streicheleinheiten einfordert.
Zur Begrüßung serviert uns Jacqueline englische Scones mit Marmelade und “Clotted Cream” serviert. Sie schmecken ganz hervorragend und wurden von ihrem Mann Tim gemacht, der bereits einmal den offiziellen Scone-Back-Wettbewerb von Kirkbymoorside gewonnen hat (wie uns später mit berechtigtem Stolz erklärt wird)!
Im Haus selbst gibt es kein Internet, sehr wohl aber öffentliches W-Lan auf dem kleinen Platz davor. Dafür hat man im ganzen Dorf so gut wie keinen Mobilfunkempfang (dass es das noch irgendwo in Europa gibt!). Insofern schlägt der Versuch, mit meiner Mutter Kontakt aufzunehmen, fehl. Dafür gibt es eine (nach wie vor in Betrieb befindliche) klassische rote Telefonzelle im Dorfzentrum. Hätte ich jetzt englische Münzen bei mir gehabt, ich hätte sie auf diese Weise anrufen können.
Dafür verfügt Kirkbymoorside aber über gleich zwei Pubs: den “White Swan” und den “Black Swan” zu beiden gegenüberliegenden Seiten des Dorfplatzes. Der “White Swan” sei “a drinking place for old people“, erklärt uns Jacqueline, und der “Black Swan” “a drinking place for young people“. Das Essen sei allerdings in beiden gleichermaßen ungenießbar. Sie empfiehlt uns das “George & Dragon” und reserviert für uns am Abend einen Tisch. Das Restaurant erscheint auf den ersten Blick gediegen und die Preise sind es auch. Auf den Tellern landet am Ende aber irgendwie wieder Fish & Chips (auch, wenn es auf der Karte irgendwie blumiger beschrieben klang.) Nun gut, für’s Essen reist man wohl nicht ins Vereinigte Königreich.
Zwei Tage im North York Moors Nationalpark
In unmittelbarer Nachbarschaft zu Kirkbymoorside liegt der North York Moors Nationalpark. In dessen Besucherzentrum hatte uns eine reizende ältere Lady eine Wanderung im Park durch das Tal bei Rosedale Abbey empfohlen. Auf der Fahrt dorthin solle es allerdings eine sehr spektakuläre Straßen-Abfahrt mit nicht weniger als 30 % Gefälle geben! Und als wir mit unseren Vermietern über unsere geplante Tageswanderung sprechen, kommt auch sofort dieser sogenannte “Rosedale Chimney” (also etwa “Rosedale Schornstein oder -Schlot”) zur Sprache. Sein Gefälle sei “absolutely terrifying!“, werden wir gewarnt. Nungut, wir wagen es trotzdem.
Kurz vor der steilen Abfahrt befindet sich oben auf einer Anhöhe mitten im Heideland ein Parkplatz. Hier stoppen wir kurz, bevor wir uns in den angekündigten “Höllenschlund” stürzen wollen. Auf einem großen Schild am Straßenrand wird nochmal ausdrücklich auf die bevorstehende Gefahr hingewiesen: “Dangerous hill, engage low gear now!”
Während ich davor stehe und es skeptisch betrachte, kommt von unten ein laut schnaufender älterer Radfahrer in blauem Profi-Rennfahrerdress herangefahren. Er lässt völlig erschöpft sein Rad zu Boden fallen und will sich dann mit offenbar letzter Kraft selbst vor dem Schild fotografieren. Als ich ihm dabei meine Hilfe anbiete, japst er nur atemlos: “If I could talk to you, I would!“, bevor er mir dankbar sein Handy in die Hand drückt. Ich mach schnell einige Fotos von ihm und seinem offenbar übermenschlichen Triumpf. Dann fährt er torkelnd und mit einem leicht gepressten “Never again!” davon.
Jetzt mache ich mir doch ein wenig Sorgen. Ich luge vorsichtig um eine erste Straßen-Kurve herum, kann aber noch kein echtes Gefälle erkennen. Also okay, auf geht’s. Sicherheitshalber aktiviere ich den Bergabfahr-Assistenten des Land Rovers. Man weiß ja nie.
Aber wie es dann immer so ist: wird die Erwartungshaltung ins Unendliche gesteigert, bleibt die Realität zumeist weit dahinter zurück. Und so ist es auch hier. Ja, die Straße ist steil, hat aber nie und nimmer ein Gefälle von 30 %. Da haben wir in Südamerika ganz andere Straßen erlebt (z. B. im chilenischen Valparaiso.). Und jedes Alpendorf hat wahrscheinlich aufregendere Wege. Die Abfahrt gestaltet sich letztendlich nicht besonders schwierig – nichts, “wofür es sich lohnen würde, nach Hause zu schreiben.”… 😉
Die anschließende Wanderung von Rosedale aus durch das Tal (knapp 17 km lang, 4 1/2 Stunden) wiederum ist sehr schön: “English countryside at its best”! Eine wunderschön purpurne Heidelandschaft, unzählige fein säuberlich aufgestapelte Steinmauern als Feldbegrenzungen, viele, viele Schafe, gute Wanderwege und sehr schönes, teilweise sogar sonniges Wetter. Auf halber Strecke rasten wir im Gras und am Ende gibt es dann wieder Scones und Kaffee in einem sehr schönen kleinen Tea Garden am Ausgangsort. Super!
Reisen ohne Plan
Die weitere Planung der Reise bleibt schwierig. Als wir losfuhren, war noch nicht klar, wann Bastian sein Zimmer im Studentenwohnheim in St. Andrews beziehen würde können. Und ein genaues Datum haben wir dafür noch immer nicht. Also müssen wir flexibel bleiben. Ist ja eigentlich nicht so mein Ding, nicht ausgiebig planen zu können (Hettys auch nicht). Irgendwie Ist es aber auch ein wenig befreiend. Ich beschließe, loszulassen und spontan zu bleiben (oder zu werden? 😉 ). Wir geben dem Zufall eine Chance und schauen, was uns der jeweilige Tag bringt. Irgendwann wird der Moment schon kommen, an dem wir nach St. Andrews abbiegen werden.
Auf dem Weg nach Norden machen wir derweil noch einen Stopp in Helmsley, einem weiteren kleinen pittoresken Dorf am Rande des Nationalparks. Und anschließend noch eine kurze einstündige Wanderung auf den Sutton Banks zum “Kilburn White Horse” – eine 1857 in einen Abhang eingeritzte riesige Pferdesilhouette. Künstlerisch eher eine Enttäuschung, aber die Wanderung bietet einige schöne Aussichten, u. a. zu dem angeblich “Finest View in England” (laut Schriftsteller James Herriot). Ich stelle fest, dass die Einwohner dieser Grafschaft offenbar allgemein zu Übertreibungen neigen.
Dann starten wir die 4stündige Etappe bis Stirling, einem kleinen Ort etwas nördlich der Linie Edinburgh – Glasgow und damit endlich in Schottland. Unterwegs fahren wir bereits durch eine unbewaldete “Highlands”-artige Hügellandschaft, die dann aber doch erstmal wieder in “normale” englische Kulturlandschaft übergeht.
Um nicht bis spät in den Abend fahren zu müssen, beschließen wir, hier einen Stopp einzulegen. Wir übernachten auf einem kleinen Campingplatz vor der Stadt. Zum Üben der Campingroutine vielleicht gar nicht schlecht, bevor es dann im weiteren Verlauf der Reise wirklich in die Wildniss der Highlands gehen soll.
Wandern im Trossachs-Nationalpark
Da es am nächsten Tag nach wie vor keine Nachricht aus St. Andrews gibt, beschließen wir, ihn im nahegelegenen Loch Lomond & The Trochass Nationalpark zu verbringen.
Eigentlich würden wir dort auch gerne campen, aber aufgrund des großen Andrangs muss man dafür eine Camping-Permit vom Nationalparkamt erwerben. Es wurden für die Sommermonate sogenannte “Camping Management Zones” eingerichtet, offenbar um an den beliebtesten Stellen dem Massenansturm Herr zu werden. Auf einer speziell eingerichteten Internetseite kann man sich anmelden und bekommt dann für ein kleines Entgelt einen Zelt- bzw. Stellplatz reserviert. Aber diese sind für die heutige Nacht leider bereits alle vergeben.
Hier gibt es dazu mehr Informationen: Camping in Loch Lomond and the Trossachs National Park.
Also fahren wir eine Runde auf dem sogenannten “Three Lochs Forest Drive”, der auf einer landschaftlich besonders schönen Strecke drei Seen miteinander verbindet. An einem der “Löcher” stoppen wir und machen ungeachtet des typisch schottischen Nieselregens eine kleine Wanderung.
Und dann erreicht uns die Nachricht, dass Bastian am folgenden Tag in St. Andrews erwartet wird. Also werfen wir wieder alles über den Haufen und fahren zurück zum gleichen Campingplatz nach Stirling, der bereits auf dem Wege zur Ostküste liegt. Von dort aus soll es dann am nächsten Tag in aller Frühe weitergehen.
St. Andrews
Von Stirling aus ist es nur noch etwas mehr als eine Stunde nach St. Andrews. Für Bastian soll ein ganz neuer, sehr spannender Lebensabschnitt beginnen. Die nächsten drei bis vier Jahre wird er hier verbringen und an seiner Doktorarbeit schreiben. Wir sind alle sehr gespannt und dementsprechend verläuft die frühmorgendliche Autofahrt weitgehend schweigsam.
Die Studentenwohnanlage am Stadtrand ist schnell gefunden, und wir können sein Zimmer beziehen. Der Defender wird ausgeräumt und das Fahrrad vom Dach verladen. Auf einmal haben wir wieder richtig viel Platz im Auto!
Beim Hereintragen der Habseligkeiten kommt uns aus einem der Gebäude eine festlich gekleidete Gruppe entgegen: Die Männer in feinstem Zwirn, die Anzüge mit langen Rockschößen, dazu elegante Krawatten und Lackschuhe. Die Damen in Stöckelschuhen, geschmacklich etwas schwierigen Cocktailkleidern und dazu keck auf einer Stirnecke drapierte und kunstvoll gestaltete Minihütchen. Unwillkürlich ist man an die beim Pferderennen in Ascot zur Schau gestellte Mode erinnert. Eigentlich nicht die Klientel, die wir in den Universitäts-Unterkünften erwartet hatten. Ich hake es erstmal unter schottischer Exzentrik ab. Aber schon wenig später sollte sich auflösen, was es damit auf sich hatte.
Nach absolviertem Einzug in die Studentenunterkunft machen wir uns zu einer ersten Stadterkundung auf. Die Kleinstadt St. Andrews präsentiert sich extrem mondän: gleich zu Beginn unseres Rundgangs stoßen wir auf den berühmten “Old Course”, den ältesten noch existierenden Golf-Platz der Welt direkt an der Küstenpromenade. 1553 wurde er zum ersten Mal offiziell erwähnt.
Hier wurde zwar nicht wirklich Golf als Solches erfunden. Historisch beurkundet ist aber, dass in St. Andrews 1888 auf eben jenem Old Course das erste offizielle Regelwerk zum modernen Golfsport vorgestellt wurde.
Als wir dort ankommen, wird gerade ein großes Turnier vorbereitet und auf dem Green bereits eifrig trainiert. Ein Fußweg führt quer über den Golfplatz zum Strand. Extra abgestellte Wächter stehen dort und passen auf, dass niemand passiert, wenn gerade abgeschlagen wird. Auch gibt es überall Warnschilder (“Wenn Sie den Warnruf “FORE!” hören, bedecken Sie Ihren Kopf und wenden Sie sich ab vom Spiel”). Außerdem wird darauf hingewiesen, dass man sein Auto am Rande des Golffeldes auf eigenes Risiko abstellt. Ich würde gerne wissen, wieviele Schäden an Autos hier schon durch verirrte Golfbälle verursacht wurden. Aber vielleicht nimmt man solche Schäden bewußt in Kauf, um seinen Wagen nur ja direkt am Old Course abstellen zu können?
Überhaupt fällt überall sofort auf, wie sehr St. Andrews den Golfsport lebt: im Stadtgebiet gibt es mittlerweile nicht weniger als 7 Golfplätze, an jeder Ecke kann man Golfausrüstung kaufen und dazu natürlich die passende Kleidung, die Restaurants und Hotels haben alle irgendwie den Begriff “Golf” im Namen etc.
Die andere Hälfte der Stadt wiederum scheint komplett durch die 1410 gegründete und damit drittälteste britische Universität eingenommen zu werden. Quasi jedes zweite der historischen Gebäude der Innenstadt scheint zu ihr zu gehören. Dazu kommt, dass Studenten oder Mitarbeiter der Uni gut ein Drittel der Bevölkerung von St. Andrews ausmachen. Zu den berühmtesten Absolventen gehört übrigens auch der aktuelle britische Thronfolger Prinz William, der hier während seines Studiums seine spätere Ehefrau Kate Middleton kennenlernte.
Und als wir uns dem weitläufigen Innenhof zwischen den prächtigen zentralen Universitätsgebäuden nähern, erklingt doch tatsächlich quasi zu unserer Begrüßung Dudelsackmusik: in der Kirche der Uni findet eine Trauung statt. Als wir neugierig näher kommen, tritt gerade das Brautpaar aus dem Kirchentor gefolgt von der Schar der Hochzeitsgäste. Und hier sehen wir dann auch die fein gekleideten Herrschaften aus der Uni-Wohnanlage von heute morgen wieder und bei ihnen tatsächlich auch noch einige Herren im Kilt. Und natürlich trägt auch der Dudelsackspieler zur Uniform den traditionellen Schottenrock.
Selbstverständlich hatten wir Bastian bereits im Vorfelde damit aufgezogen, dass er ja bald auch Kilt tragen werde und er es sich daher ja sparen könne, Unterhosen für seinen Schottland-Aufenthalt einzupacken… Er fand es nur mäßig lustig. 😉
Unmittelbar an der Küste vor dem Old Course befindet sich der Westbeach von St. Andrews. Hier geht es etwas gemächlicher und nicht ganz so mondän zu. Familien gehen spazieren, Kinder spielen im Sand und unzählige Hunde tollen in den weit auslaufenden Wellen umher.
Dort wurde übrigens auch die berühmte “Beach running scene” aus dem oscarprämierten Film “Chariots of fire” (“Die Stunde des Siegers”) gedreht. Hier ist der betreffende Filmausschnitt dazu mit der vielleicht noch berühmteren Filmmusik von Vangelis:
Bastian ist von den vielen Eindrücken in seiner neuen temporären Heimat ziemlich erschlagen. Um ihn wieder etwas zu erden, kaufen wir ihm erstmal alle notwendigen Grundnahrungsmittel ganz profan bei Aldi. Den gibt es nämlich auch in St. Andrews. Allerdings eher etwas schamhaft versteckt außerhalb des Stadtzentrums.
Und da die Preise für Hotelübernachtungen in St. Andrews maßlos überteuert sind (wohl auch wegen des gerade anstehenden Golf-Events), übernachten Hetty und ich ganz bescheiden im Dachzelt auf einem nahegelegenen Campingplatz. Während Bastian die erste Nacht in seinem neuen Studentendomizil verbringt.
Und ab jetzt können Hetty und ich dann auch endlich wieder genaue Pläne machen für den zweiten Teil der Reise: Fahrtstrecken recherchieren, Wanderungen planen, Schlafplätze heraussuchen und Übernachtungen im Voraus buchen… Irgendwie ist uns das doch lieber… 😉
Hettys perspektief:
De eigenlijke reden dat we naar Schotland gingen was natuurlijk om Bas weg te brengen naar Saint Andrews. We hadden ook al een kort tripje naar Zweden gemaakt om Fleur weg te brengen, zij gaat in Lingköping studeren. Nu heb je dan 3 kinderen en ze wonen op het moment allemaal in het buitenland (snik). Floris voor studie en de liefde, Bas kreeg een fantastische kans voor een PHD in St. Andrews en Fleur heeft haar hart een beetje verloren aan Scandinavie en wilde daar heel graag een paar jaar studeren.
Nu heb ik eigenlijk geen last gehad van het lege nest syndroom, ik was echt wel klaar met bergen was, rommel overal in huis, de eeuwige vraag, “wat eten we vandaag” en een altijd lege koelkast, maar dat ze nu alledrie zover weg zijn, is ook wel even wennen. Op de terugweg was ik wel een beetje melancholisch, de tijd van kinderen in huis is nu definitief voorbij en we gaan nu echt een andere fase in. Niet erg, maar het kwam in de auto onderweg wel even binnen. Vooral ook omdat ze niet meer even naar huis kunnen komen en ik niet meer even ze kan bezoeken.
Van Hartwig volgt nog deel twee van het reisverslag, maar ik kan jullie al wel vertellen dat ik in de daktent heb geslapen (jawel), we hebben wild gekampeerd in Schotland en ik heb de midges overleefd…. Hoe dat vertel ik in mijn volgende perspectief!
Und im zweiten Teil unseres Reiseberichts geht es dann weiter in den Cairngorms Nationalpark, zum Loch Ness, ins Glencoe Valley, zum Loch Lomond und in den Yorkshire Dales Nationalpark.
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11 Comments
Mooie verhaal en dito beelden! Ben benieuwd naar het vervolg 😉
Dankjewel, Conny! Ik ben al bezig met deel twee! 🙂
Fijn dat het gelukt is en jullie tenminste weer van alles hebben meegemaakt. Volgende maal andere oversteek?
Verhalen komen me zeer bekend voor, enig!!!
Hetty sterkte met wennen… je bent hier altijd welkom! Liefs voor jullie beiden
Was für ein schöner Bericht, ich war sehr traurig, als er vorbei war und freue mich auf den zweiten Teil …
Apropos zwei: Ich hätte da direkt zwei Anmerkungen. 1. Bei der Überschrift dachte ich zuerst: Krass, Hartwig hat seinen Namen falsch geschrieben, der Dussel (übrigens hat meine Autokorrektur aus Hartwig ganz Norddeutsch eben Hartwich gemacht). 2. Ist das nicht so alles in allem Stoff für ein Drehbuch? Vor DIESER Kulisse? Bastian muss jetzt nur noch ne Prinzessin kennenlernen (das erwarte ich!) … Ach, wie wäre das schöööööööööööööön!
Danke, Uli, und ja beim Schreiben von “Harwich” zucke ich auch immer leicht zusammen… 😉
Sehr schöner Bericht und das Drohnenbild von Euch auf der Wanderung ist “lovely”! Und vielleicht gibt es in einer bekannten Krankenhausserie ja demnächst eine Szene, in der ein paar junge Ärzte fünf Minuten lang am Strand joggen, who knows? 😉
Danke, Andrea! Und ja, das mit dem Joggen am Strand könnte dann in der Tat ein sehr schönes Filmzitat ergeben! 🙂
Wieder einmal ein so kurzweiliger und bildhaft dargestellter Bericht und dabei immer wieder zum Schmunzeln…herrlich 🙂
Bastian wünsche ich einen guten Start für seine spannende Zeit in St. Andrews (und dass er niemals von tief fliegenden Golfbällen „erwischt“ wird). Mal sehen, ob er außer des Doktortitels auch noch seine Platzreife dort ablegen wird.
Hetty, jaaa – du hast im Dachzelt geschlafen
Auch ohne selbst Kinder zu haben, kann ich mir sehr gut vorstellen, welch ein melancholisches Gefühl aufkommt, alle Schäfchen nicht unmittelbar erreichbar zu wissen. Das Reisen/Leben in ferneren Ländern ist in eurer Familie sehr ausgeprägt.
Daher bin ich auch sehr gespannt, wie Teil 2 der Reise weitergeht!
Ich war vor Jahren in Edinburgh und war von der Stadt sehr angetan. Mehr habe ich von Land und Leuten aber nicht kennengelernt.
Sonnige Grüße aus Cala Murada / Mallorca ☀️
Claudia
Vielen Dank Claudia! Ich habe erfahren, dass es hier nicht so etwas wie Platzreife gibt. Alle können einfach spielen :D. Also sollte es klappen.
Liebe Grüße, Bastian
Stimmt leider nicht. Mein Mann spielt regelmäßig in Schottland Golf. LG
Hee Hartwig en Hetty, was weer heerlijk om te lezen! Ben benieuwd naar hetty’s wilde avonturen in de dektent. Benieuwd naar deel 2. Liefs vanuit Frankrijk,