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8. Oktober 2025Wenn man länger auf Reisen ist, bekommen die Tage einen anderen Rhythmus. Bei zweiwöchigen Urlaubsreisen, ist jeder Tag voll gepackt mit Programm, um in der kurzen Zeit möglichst viel zu sehen und ja nichts zu verpassen. Bei mehrmonatigen Reisen ist das anders. Bei ihnen muss man zwischendurch mal das Tempo rausnahmen und Pausen einlegen, um das Gesehene zu verarbeiten. Melbourne war ein idealer Ort für eine solche Pause.
Die Strecke von Canberra in die Hauptstadt des Bundesstaates Victoria hatten wir wiederum mit einem Nachtbus hinter uns gebracht. Es sollte das letzte Mal für diese Reise sein, mehr hätte ich Hetty nicht zumuten mögen. Geplant war unsere Ankunft in aller Frühe um 05:30 Uhr, also gefühlt mitten in der Nacht. Allerdings war der Highway unterwegs wegen eines Autounfalls gesperrt gewesen und wir mussten eine Stunde auf die Räumung warten. Leider brachte die Stunde keinen echten Schlafgewinn, da der Busfahrer uns während der Wartezeit durchgehend an seinem lautstarken Funkverkehr mit zahlreichen anderen wartenden Bus- oder LKW-Fahrern teilnehmen ließ. Und so quakte es in einem fort durch die Lautsprecher: „It’s gonna take a while, mate.“ – „Yeah, I think so, mate!“ – „Yeah, thanks, mate!“ – „Any news, mate?“ – „Nope, mate.“ Australier lieben die Verwendung des Begriffs „mate“, was soviel wie „Kumpel“ bedeutet. Und erst viele, viele „mates“ später zuckelten wir dann wieder los…
Immerhin hatten wir so bereits Tageslicht, als wir gegen halb sieben an der Southern Cross Station in Melbourne ankamen. Außerdem hatte Hetty wieder mit sicherer Hand ein extrem schickes Hippster-Cafe in Bahnhofsnähe recherchiert, das um diese Zeit bereits Frühstück servierte. Das äußerst modern designte Loft-Ambiente schlug sich auch im Preis nieder. Aber das Essen war immerhin wirklich vorzüglich.

Wir würden sechs Tage in Melbourne bleiben. Untergebracht hatte Hetty uns wieder in einem besonders schönen Airbnb im alternativ und künstlerisch angehauchten Stadtteil St. Kilda. Dementsprechend waren unsere Vermieter passenderweise eine Yoga-Lehrerin und ein Drehbuchautor. Das kleine Wohnstudio befand sich im Garten ihres Wohnhauses in unmittelbarer Nähe zum Strand und war sehr geschmackvoll ganz im marokkanischen Stil eingerichtet. Ein Swimmingpool stand uns im Garten auch zur Verfügung, allerdings war das Wasser aufgrund des gerade erst einsetzenden Frühlingswetters noch sehr kühl. Insgesamt aber war die Unterkunft ein echtes Kleinod! Hier würden wir es auf sehr angenehme Weise etwas ruhiger angehen lassen. Wir können gar nicht oft genug betonen, wie sehr die Möglichkeit Privatunterkünfte zu buchen unsere Art des Reisens bereichert hat!
Wolkenkratzer, Parks und kulturelle Vielfalt

Mit dem Bus fuhren wir in den nächsten Tagen mehrfach von St. Kilda ins Zentrum von Melbourne und machten mehrere ausgedehnte Streifzüge durch die Stadt. Melbourne gilt als kulturelle Hauptstadt Australiens mit einer sehr lebendigen Kunst-, Musik- und Kaffeekultur. Baulich ist die Stadt geprägt von einer Mischung aus viktorianischer Architektur und moderner Skyline mit Wolkenkratzern. Auffällig sind außerem die vielen große Parks und Grünflächen, die im Stadtgebiet Platz gefunden haben. Besonders schön ist der Royal Botanical Garden, der seinem Pendant in Sydney um nichts nachsteht. Durch seine hügelige Anlage ist er dabei besonders abwechslungsreich angelegt und bietet Gelegenheit für schöne Spaziergänge abseits der Hektik des „Central Business Districts“ CBD.

Ganz in der Nähe des botanischen Gartens befindet sich auch der „Shrine of Rembrance“. Das imposante Mahnmal wurde ursprünglich gebaut, um der Gefallenen des Ersten Weltkriegs des Bundesstaates Victoria zu gedenken. Heute dient er als zentrales Kriegsdenkmal für alle Australierinnen und Australier, die in Kriegen, Konflikten und Friedenseinsätzen gedient haben. Im Inneren befinden sich neben den Gedenkräumen mit Fahnen und Skulpturen auch ein sehr eindrucksvoll gestaltetes Museum mit Ausstellungen zu australischen Kriegsbeteiligungen und militärischen Friedensmissionen seit 1914. Von der Ballustrade des Gebäudes hat man außerdem einen sehr schönen Ausblick auf die Skyline von Melbourne.

Die Straßenfronten außerhalb des Zentrums von Melbourne erinnern in ihrer bunten Vielfalt und mit ihrer Streetart ein wenig an die alternativen Ecken von London. Hier spürt man auch besonders die große Vielfalt der Stadtbewohner: Rund 40 % der Bevölkerung sind im Ausland geboren, und über 200 Nationalitäten leben hier zusammen.
Aber ehrlich gesagt, stresste uns die Hektik des Innenstadtverkehrs und der vielen Menschen, die gerade zur Mittagszeit die Straßen bevölkerten, auch ein wenig. Wir nutzten die Gelegenheit zumindest für einige schnelle Einkäufe. U. a. besorgten wir noch fehlende warme Kleidung für den bevorstehenden Reiseabschnitt durch Tasmanien, wo es teilweise noch winterlich kalt sein sollte. Aber dann waren wir auch froh, wieder den Rückzug ins entspannte St. Kilda antreten zu können.
St. Kilda: wie Prenzlauer Berg mit Strand

Der Stadtteil St. Kilda war nach dem 2. Weltkrieg noch das Rotlichtviertel von Melbourne gewesen, hatte sich dann aber in den 60er und 70er Jahren zu einem Künstler- und Hippieviertel entwickelt, das sich seitdem größter Beliebtheit unter Einwohnern und Touristen erfreut. Beigetragen hat dazu sicherlich auch der langgestreckte Sandstrand mit seinen vielen Bars und Cafes, der St. Kilda flankiert.

Direkt an der Strandpromenade liegt auch der Luna Park, ein historischer Vergnügungspark von 1912 mit dem ikonischen Eingangsgesicht „Mr. Moon“ und einer der ältesten Holzachterbahnen der Welt. Ein wenig erinnert er dabei an den Vergnügungspark auf der Santa Monica Pier bei Malibu/Los Angeles.

In einem der hippen Beachcafes trafen wir an einem Vormittag auch Ria. Die junge Australierin hatten wir auf unserer Weltreise in Bolivien kennengelernt. Damals saßen wir zusammen wegen politischer Unruhen einige Zeit in der Stadt Sucre fest und halfen uns gegenseitig mit moralischer Unterstützung (siehe auch „Tegenstellingen en hoe komen we uit Sucre weg!“ ). Und jetzt ergab sich die Gelegenheit zu einem spontanen Wiedersehen. Da Ria ursprünglich in Western Australia beheimatet war, holten wir uns einige Tipps für unsere Weiterreise. Dabei stellte sich dann zufällig heraus, dass sie auch den Cradle Mountain Overland Track gewandert war, eine Wanderung, die wir in Kürze in Tasmanien unternehmen wollten. Also hörten wir uns natürlich nur zu gerne ihren Erfahrungsbericht an. Und dabei drehte es sich dann auch mal wieder um Schlangen (Hettys Lieblingsthema):
Ria berichtete uns also, dass es in Tasmanien lediglich drei verschiedene Schlangenarten gäbe (das klang nicht so schlimm). Aber alle drei Arten seien giftig (das klang weniger gut). Wenn man also auf eine treffen würde, könne man absolut sicher sein, dass es eine Giftschlange sei. Ria war während ihrer Wanderung in Tasmanien beinahe auf eine Braunschlange getreten, die sie zuerst für eine Wurzel gehalten hatte. Sie selbst würde daher auf solchen Wanderungen spezielle Gamaschen tragen, die zumindest einen gewissen Schutz vor Schlangenbissen bieten würden. Okay, davon hatte ich auf der Ausrüstungsliste unseres Wanderveranstalters gelesen. Aber so ganz ernst genommen hatte ich das nicht. Vielleicht war jetzt der Moment gekommen, das doch nochmal neu zu überdenken…
Da wir also in unmittelbarer Strandnähe wohnten, gewöhnten wir uns an, abends zum Sonnenuntergang ans Meer zu gehen. Das Wetter war in der Woche zwar einigermaßen durchwachsen, eher kühl, bewölkt und sogar etwas regnerisch. Aber dennoch gelang es der Sonne mehrfach, am Abend kurz die Wolken zu durchbrechen, bevor sie im Meer unterging.


Dabei fanden wir uns an einem dieser Abende plötzlich in Gesellschaft einer größeren Gruppe orthodoxer Juden wieder. Sie nahmen in ihrer typischen schwarzen Kleidung an der Uferpromenade Aufstellung und beteten mit ihren Gebetsbüchern in der Hand in Richtung der untergehenden Sonne. St. Kilda verfügt seit langem über einen hohen jüdischen Bevölkerungsanteil und eine sehr aktive jüdische Gemeinde. So gibt es mehrere Synagogen, jüdische Schulen und Museen sowie koschere Lebensmittelläden. Und eben auch den passenden Strand für ein Abendgebet!
Mit derlei Aktivitäten verbrachten wir also einige äußerst entspannte Tage und genossen unser Leben in St. Kilda in vollen Zügen. Und schließlich hatten wir auch wieder genug Energie getankt für die nächsten Herausforderungen. Denn so wie sich die Dinge entwickelten, würde die nächste Station unserer Reise – Tasmanien – deutlich abenteuerlicher werden. Aber davon mehr im nächsten Teil!

Hettys perspektief:
Einfach mal gar nichts!
Ich strecke mich noch einmal, habe wunderbar geschlafen und meine einzige Sorge ist, was wir heute unternehmen, wo wir zu Mittag essen und Kaffee trinken werden. Das Leben kann wirklich super entspannt sein, es wird fast schon ein bisschen langweilig. Von einem sehr geschäftigen Leben kann wirklich keine Rede mehr sein!
Hartwig und ich entscheiden uns bewusst dafür, ab und zu eine Pause einzulegen. Wir müssen dann einfach nichts tun, nicht reisen, nichts besichtigen und einfach ein bisschen in den Tag hinein leben. Natürlich machen wir Spaziergänge oder schauen uns etwas an, aber das muss alles nicht sein. Das ist natürlich auch der große Vorteil, wenn man Zeit hat. Wir sind jetzt seit 6 Tagen in Melbourne und es ist eine schöne Stadt, aber wir müssen hier nicht so viel unternehmen. Wir haben uns ein sehr schönes AirBnB ausgesucht. Ein Ort, an dem wir gerne verweilen und wo wir einen Großteil des Tages verbringen. Wir finden es herrlich! Das haben wir auch auf unserer Weltreise vor 5 Jahren so gemacht und es hat uns sehr gut gefallen.
Am Sonntag ist es dann wieder vorbei mit dem Vergnügen, dann fliegen wir nach Tasmanien und dort werden wir wieder viel sehen, auch darauf freuen wir uns schon. Bis bald 🙂
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10 Comments
Hallo Ihr Beiden, es ist immer wieder eine große Freude für mich, wenn ein neues Kapitel von Eurer Reise erscheint! Beim Lesen der Zeilen habe ich Euch in Gedanken immer vor mir, und bin ganz begeistert, Euch auf diese Art begleiten zu dürfen.
Ich wünsche Euch weiterhin alles Gute, viele interessante Begegnungen und ganz liebe Grüße!
Margit, ganz lieben Dank! Und wir freuen uns immer sehr, wenn wir unterwegs von zu Hause hören!
Hallo Ihr Lieben, vielen Dank wieder einmal für den schönen Reisebericht.
Ich fühle mich direkt nach Australien versetzt, während es hier den ganzen Tag regnet und der Herbst und somit die dunkle Jahreszeit beginnt :(.
Euch nun eine abenteuerliche Reise in Tasmanien nach der herrlich entspannten Zeit in Melbourne.
Viele liebe Grüße Gudrun
Hallo Gudrun, mit Melbourne haben wir vorläufig auch erstmal das schöne und warme Strandwetter hinter uns gelassen. In Tasmanien gehen (insbesondere in den Bergen) die Temperaturen noch bis auf null Grad runter. Da merkt man halt, dass hier erst der Frühling beginnt. Hoffentlich haben wir ein bißchen Glück mit dem Wetter – wir werden berichten!
Hoi Hetty en Hartwig.
Wat geweldig om jullie avonturen mee te mogen lezen, vooral de kleine gebeurtenissen die je zo leuk beschrijft, zoals het tandartsbezoek. De beenkappen voor slangen zijn nieuw voor mij, het lijkt me doodeng. De overnachtingsplekken zien er super uit.
Wat tof om je zoon als reisleider in Zuid Korea mee te mogen maken. Bert en ik gaan een week naar Cyprus waar Anne met vriendin is.
Veel plezier en fijne reiskilometers,
Corrie
he Corrie, wat leuk dat je ook onze blog leest. Geniet je ook van je vrijheid? je doet in ieder geval leuke dingen. Ben je nog wezen fietsen? lieve groeten vanuit Tasmanië. Hetty
Lieve beiden, heerlijk om te lezen dat jullie genieten van het leven daar. Leuk hoe jullie het aanpakken en niet met koorts zijn bevangen dat je alles gezien moet hebben.
Op nieuw een erg leuk onderkomen en heerlijk om zo te genieten van de omgeving. Even anders als onze reis, maar ja dat moest ook in 3 weken en ook een heel ander gebied.
We zijn benieuwd naar jullie volgende avonturen, geniet en blij gezond.
Liefs Jan en Sabina
lieve Sabina, jou berichten ook gelezen, hele andere reis in hele andere landen, maar ook prachtig en leuk om te lezen. lieve Groetjes Hetty
Hallo ihr Lieben,
St. Kilda und eure Unterkunft hätte mir auch sehr gut gefallen! Super, dass ihr euch die Zeit zum „Treiben lassen“ und einfach mal nichts tun nehmt. Quasi Urlaub im Urlaub 🙂
Ich bin sehr auf den Tasmanienbericht gespannt (und freue mich auf Fotos in Gamaschen) …natürlich aber dann OHNE Schlangen! Bestimmt ist es so wie mit Regenschirmen: hat man sie dabei, dann bleibt es trocken.
Liebe Grüße aus dem ungemütlichen HH
Hallo Claudia,
wir sind mittlerweile in Tasmanien angekommen und wir akklimatisieren uns schonmal. Sprich: wir gewöhnen uns an Sturm und wechselhaftes Wetter… In den Bergen hat es momentan Temperaturen um die Null Grad, da werden wir wohl ein paar warme Socken mehr mitnehmen, wenn es nächste Woche zum Cradle Mountain geht! Wir werden auf jeden Fall berichten!
Liebe Grüße, Hartwig & Hetty