Der Plan
20. Dezember 2018Die Flugbuchungen – eine Wissenschaft für sich
2. April 2019Erster Januar 2019: Und da war sie dann, die erste Panikattacke:
„Wir lassen es, ich will nicht mehr! Montag gehe ich zu meinem Arbeitgeber und sage, dass wir doch nicht auf Weltreise gehen!“
Hetty nutzte einen nachmittäglichen Spaziergang, um sich möglichst dramatisch Luft zu verschaffen, nachdem sich in der Zwischenzeit ein schier unüberwindlicher Berg an notwendigen Vorbereitungen und unerwartet aufgetretenen Schwierigkeiten vor uns aufgetürmt hatte:
- Flüge mussten gebucht und Visaanträge gestellt werden,
- Versicherungen geklärt bzw. für die Reise neu abgeschlossen werden,
- Vereinbarungen mit den Arbeitgebern mussten getroffen werden
- Reisepässe und Ausweise mussten verlängert werden,
- die Ausrüstung musste zusammengestellt und auf Funktionalität geprüft werden,
- einige Unterkünfte mussten bereits Monate im Voraus gebucht werden,
- ärztliche Checks und Impfungen mussten fristgerecht eingeplant werden,
- ebenso wie die rechtzeitige Abgabe und ggf. Bezahlung von Steuererklärungen,
- die Bankverbindungen mussten von unterwegs regelbar sein und die Bankkarten für’s Ausland freigeschaltet werden,
- die Autos sollten abgemeldet und untergestellt werden,
- Postnachsendeanträge waren zu stellen, Zeitschriften-Abonnements und diverse Mitgliedschaften mussten gekündigt werden,
- für den Garten musste eine vertrauenswürdige Hilfe gefunden werden,
- und, und, und.
Und hatten wir ursprünglich noch gehofft, unsere Tochter würde während unserer Reise und ihres Studiums unser Haus bewohnen, so stellte sich kurzfristig heraus, dass sie doch lieber in Breda studieren wollte. Also galt es für unsere Abwesenheit passende Mieter für das Haus zu finden, um es nicht 10 Monate lang unbewohnt zu lassen. Das bedeutete aber auch, dass wir alle unsere persönlichen Gegenstände verpacken und irgendwo verstauen müssten, also quasi einen Umzug organisieren. Außerdem mussten wir einen Platz für unseren Kater finden. Und die Freunde und Familienmitglieder, die erst noch leichthin zugesagt hatten, „Socke“ selbstverständlich gerne während unserer Reise aufzunehmen und zu versorgen, machten jetzt, wo es konkret wurde, plötzlich einen Rückzieher.
Die aufgestaute Anspannung ob dieser Entwicklung entlud sich also an diesem Neujahrstag in einem emotionalen Gewitter. Und meine Versuche Hetty zu beruhigen, führten lediglich dazu, dass ich selbst zur Zielscheibe wurde:
„Und ich weiß doch jetzt schon, dass wieder alles an mir hängen bleibt. Du bist ja sowieso nie da…!“
Den Tenor und die darin enthaltenen Generalismen kannte ich bereits aus ähnlichen Diskussionen. Das eine oder andere Paar wird sich wiedererkennen. An dieser Stelle gab es für mich nichts zu gewinnen. Zumindest nicht in diesem Augenblick. Zumal mir angesichts der vielen zu bewältigenden Aufgaben, die da vor uns lagen, ebenfalls etwas mulmig zumute wurde.
Nachdem sich das Gewitter verzogen hatte, fingen wir also an to-do-Listen zu schreiben, um diese Schritt für Schritt abzuarbeiten. Hetty macht sich gerne lustig über meinen Hang zu diesen Listen, ich aber bin von ihrer Nützlichkeit zutiefst überzeugt. Für mich gibt es nichts Besseres, um den Stress im Kopf zu reduzieren.
Und bei Hettys größter Sorge half mal wieder der Zufall: Kurze Zeit nach diesem Nachmittag bekam sie Besuch von einer Kollegin und Freundin, die beim Betreten des Wohnzimmers unseren Kater malerisch zusammengerollt auf der Fensterbank liegen sah. Sie seufzte und sprach davon, dass ihre 16jährige Tochter ja unbedingt eine Katze haben wolle. Sie wollten aber keine nehmen, da die Tochter eh in zwei Jahren ausziehen würde und sie dann mit einem Tier so gebunden wären. Und Hetty erkannte die Chance und verkündete strahlend, sie habe da vielleicht die perfekte Lösung für alle Beteiligten!
Eine Sorge weniger. Aber die Listen sind immer noch sehr lang…
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1 Comment
Das wird alles, packen kann man auch in der Nacht vorher 😉