Mit dem neuen Defender durch Süd-Schweden – Teil 1
23. September 2022Fotogalerie Schweden 2022
8. Oktober 2022Store Mosse Nationalpark, Danska – Wasserfälle, Mellbystrand und Rückreise
„Geh weiter zurück, sonst wirst Du patschnass!“, hatte ich noch durch das geöffnete Autofenster Bastian zugerufen, der mit der Kamera am Rande des Waldweges Stellung bezogen hatte. Dann hatte ich das Gaspedal kräftig durchgedrückt und war mit Vollgas durch die große Pfütze auf den beiden Fahrspuren gepflügt. Das Wasser hatte sich sich vor dem Defender zu einer eleganten Bugwelle aufgebaut und war recht spekatakulär nach allen Seiten gespritzt. Und zwar meterweit.
Und jetzt sehe ich Bastian also im Rückspiegel hinter mir stehen, wie er wie ein begossener Pudel zwischen den Büschen auf der Seitenböschung steht und an seinen pitschnassen Klamotten herunterblickt. Da steht wohl erstmal ein Kleiderwechsel an. Aber hey, was macht man nicht alles für eine gute Filmaufnahme! Schließlich ist er der Sohn eines Fernsehregisseurs und mittlerweile selbst Reisevlogger mit eigenem Youtube-Kanal! 😀 *)
Wir nutzen beide gerade die wahrscheinlich letzten milden Tage dieses Sommers, um zusammen auf einer Tour durch Südschweden die Campingausstattung unseres neuen Land Rover Defenders einem ersten Test zu unterziehen. Gecampt wird in der freien Natur, gekocht unter’m Vordach und geschlafen im Dachzelt.
Die nächste Station auf unserer kleinen Reise: der Nationalpark Store Mosse in der Nähe von Jönköping.
Store Mosse Nationalpark
Eine dänische Freundin unserer Tochter Fleur hatte uns den Tipp gegeben (Danke, Marie!): wir sollten auf keinen Fall diesen Nationalpark verpassen, wenn wir in der Gegend seien. Und er ist in der Tat sehr schön: Er erstreckt sich über das größte Moorgebiet südlich von Lappland und ist auf seiner Fläche von über 8000 Hektar sehr abwechslungsreich. Neben der klassischen Kiefernbewaldung gibt er einem teilweise schon das Gefühl, durch nordische Tundra zu wandern.
Wir parken den Defender beim Besucherzentrum und machen uns dann auf, auf einem 12 km langen Wanderweg das zentrale Feuchtgebiet zu umrunden. Natürlich ist (wie fast überall in Schweden) alles bestens organisiert und ausgeschildert. Und wegen des moorigen Untergrundes sind weite Strecken der Pfade mit Holzplanken ausgelegt, so daß man sich keine nassen Füße holt. Am Anfang des Weges laufen wir noch in einer langen Reihe von Touristen und Hundespaziergängern. Aber nach der ersten Abzweigung zur kürzeren Runde wird es glücklicherweise wieder einsam, und wir begegnen kaum noch anderen Wanderern.
Irgendwie ist es ja merkwürdig, dass man so das Bedürfnis hat, auf Reisen möglichst alleine durch die Natur zu schweifen. Eigentlich ist es ganz irrational, aber Ich kann mich dem auch nicht erwehren. Seltsamerweise misst man dem Erlebnis einen höheren Wert bei, wenn man es nicht mit anderen teilen muss. Vielleicht hat es damit zu tun, dass wir in unserem Alltag meist durchgehend mit vielen anderen Menschen zusammen sind? Vielleicht möchte man sich auch als so etwas wie ein Pionier fühlen, der etwas zum ersten Mal und vor allen anderen sieht? Aber das ist natürlich auch ein wenig albern, wenn man sich auf einem bestens angelegten und unterhaltenen kilometerlangen Plankenweg bewegt. Aber gut.
Internet Detox
Apropos Einsamkeit: mittlerweile lebt Bastian nun also schon mehrere Tage ohne Internet: keine E-Mails, keine WhatsApp-Berichte und keine Youtube-Videos. Und auch sonst keinerlei Nachrichten.
Sein Handy befindet sich im Flugzeug-Modus und liegt unbeachtet und mittlerweile auch unaufgeladen auf der Ablage im Defender. Abends im Dachzelt erwischen ihn dann doch mal kleine Entzugserscheinungen, und er jammert als bekennender News-Junkie, ich solle ihm von den Nachrichten aus der Welt berichten. Ich habe mein Smartphone vor der Nase und surfe wie gewohnt im Internet, bleibe aber selbstverständlich hart…
Und am Ende der Reise hat er es dann auch tatsächlich durchgehalten und keinen Moment sein Handy benutzt. Sein Fazit: auf die schnellen kleinen Untehaltungshäppchen, die er sonst so gerne konsumiert, kann er ganz gut verzichten. Also etwa Youtube-Videos, Internet-Memes oder Ähnliches. Aber das Informiertsein über die politische Weltlage hat ihm dann doch gefehlt. Nungut, das ist für einen Studenten der Politikwissenschaften irgendwie auch verständlich.
Wie bewährt sich die Ausrüstung?
Wir haben gerade erst angefangen, unseren Defender als Reisemobil auszustatten. Vieles an unserer Ausrüstung funktioniert bereits gut. Das auf dem hinteren Ende des Gepäckträgers montierte Dachzelt ist schnell aufgebaut und gibt nach dem Ausklappen zusätzlich noch ein wunderbares Dach über der „Küche“ am Autoheck ab. Außerdem schläft es sich auf der dicken Matratze dann doch deutlich komfortabler als auf den dünnen Isomatten, mit denen wir früher beim Zelten unterwegs waren. Besonders gut gefallen uns die beiden Fenster im Dach, durch die man auch im Liegen Sicht auf den Himmel hat. Sie machen das Zelt auch heller, und es wirkt nicht so klaustrophobisch.
Der an der Hecktür anmontierte Klapptisch bewährt sich ebenfalls sofort. Auch während einer nur kurzen Mittagspause am Straßenrand kann man hier mit dem kleinen Trangiakocher schnell mal ein paar Würstchen aufwärmen. Die seitlich am Dachgepäckträger anmontierte Markise ergibt dann abends ein prima „Esszimmer“ für den Tisch und die zwei Stühle. Und Dank ihr sitzen wir auch bei den regelmäßig in der Dämmerung einsetzenden Nieselregenschauern immer noch gemütlich im Trockenen. Besonders praktisch finde ich, dass der Campingtisch auf der Unterseite des Gepäckträgers transportiert werden kann. So nimmt er keinen wertvollen Stauraum im Kofferraum weg.
Aber dann gibt es natürlich noch die Fehlentscheidungen, fatale Fehlentscheidungen: Eine davon passierte mir unmittelbar vor unserer Abfahrt: mein Freund Richard brachte uns freundlicherweise noch eine Kühlbox vorbei und zauberte dabei auch einen nagelneuen Espressokocher hervor mit dem Angebot, ihn uns leihweise für die Schwedentour zu überlassen. Da hatten wir uns aber gerade beim Discounter mit löslichem und sehr preiswerten Kaffeepulver (500 g zu 2,99 €) eingedeckt, und ich lehnte dankend ab. Schwerer Fehler! Und zwar einer, den ich ab dem ersten Morgen an jedem Morgen bereuen sollte. Ich habe selten so eine waschwasserartige Brühe zu mir genommen… Daher Notiz an mich: noch vor allem anderen einen vernünftigen Espressokocher besorgen!
Auch anderes fehlt noch, z. B. eine ausreichende Stromversorgung für die zahlreichen technischen Gerätschaften, die man mittlerweile auf Reisen mit sich herumschleppt, eine Kompressor-Kühlbox, etc. Wir führen eine Liste über die Dinge, die wir im Anschluss an diese erste Tour noch anschaffen oder verändern wollen. Erfahrungswerte eben.
Busch-Hygiene
Erfahrung sammeln wir natürlich auch mit einem etwas heiklen Thema: An und für sich leben wir ja ganz komfortabel in unserem Defender. Es gibt aber etwas, worin so ein ausgestatteter Geländewagen gegenüber den Wohnmobilen der „Vanlifer“ im deutlichen Nachteil ist: die sanitären Einrichtungen. Sie bestehen in unserem Auto nämlich einfach nicht. Alles, was da ist, ist ein Wasserkanister mit Zapfhahn für kaltes Wasser. Keine Dusche und schon gar keine Toilette. Also freut man sich über jedes öffentliche WC. Und ansonsten gibt es den Klappspaten, die Klopapierrolle und den Gang in den Wald. Ist ja alles ganz natürlich. Muss man aber mögen.
An einem unserer ersten Übernachtungsplätze stolpern wir dann über einen auffälligen weißen Stuhl neben einem Picknicktisch, der so gar nicht in den Wald zu passen scheint. Bei näherem Hinsehen entdecken wir in der Sitzfläche ein großes Loch. Schnell wird uns klar, was es damit auf sich haben mag, und ja, er macht die Sache in der Tat deutlich bequemer, wie sowohl Bastian als auch ich nach erfolgter Benutzung bekennen müssen 😀 . Wir sind kurz davor, ihn einzusammeln und auf unserem Dachgepäckträger mitzunehmen, entscheiden uns aber dann doch dagegen. Mögen die nächsten Camper ebenfalls ihre Freude an ihm haben.
Danska-Wasserfälle
Weiter geht unsere Reise durch den südlichen Teil Schwedens. Auf dem Weg zur Küste machten wir noch einen kurzen Stopp bei den Danska-Wasserfällen. Die Aneinanderreihung von kleinen Fällen befinden sich in einem 70 Hektar großen Naturschutzgebiet in der Nähe von Halmstad.
Trotz Nieselregen machen wir uns auf zu einer Rund-Wanderung durch die schöne und etwas hobbitähnliche Hügellandschaft mit ihren alten Bäumen, aber die Wasserfälle selbst sind dann eher etwas unspektakulär. Durch den besonders trockenen Sommer in diesem Jahr führen sie sicherlich auch deutlich weniger Wasser, als das wohl sonst der Fall ist.
Den Namen verdanken die Fälle angeblich einem Kriegsereignis: 1676 sollen hier schwedische Truppen dänische Soldaten verfolgt haben. Diese flüchteten über eine morsche Brücke über den Wasserfällen. Die Brücke brach unter der Last der Soldaten zusammen, und etliche stürzten zu Tode. Man könnte sich schönere Erinnerungsmomente für eine Namensgebung wünschen.
Mellbystrand – der Offroad-Test
In der kleinen Ortschaft Mellbystrand an der Südwestküste gibt es einen Strand, der für das Befahren mit Autos zugelassen ist. Wir nutzen die Gelegenheit, um hier gleichmal die Sandfahreigenschaften des Defenders zu erproben.
Leidvolle Erfahrungen mit Sandfahrten hatten wir bereits bei einer Reise mit einem gemieteten Geländewagen durch Namibia gesammelt: Damals wollten wir in der Namib-Wüste zu den berühmten Dünen im Sossusvlei fahren. Wir hatten uns vorab nach der Wegstrecke erkundigt und man hatte uns gesagt, die Sandpiste sei schwierig, aber problemlos mit normalem Reifendruck zu bewältigen. Von wegen! Wir gruben uns mit unserem Nissan Pickup in einem tiefen Sandfeld bis zur Bodenplatte ein und hatten gröbere Schwierigkeiten, den Wagen wieder flott zukriegen.
Diese Blöße wollen wir uns hier also nicht mehr geben und lassen ordentlich Luft aus den Reifen, bevor wir uns mit dem Defender auf den Sandstrand wagen. Ob es jetzt der richtige Reifendruck ist oder das spezielle Sandfahrten-Programm der Defender-Elektronik – es fährt sich jedenfalls absolut problemlos. Und so rauschen wir vergnügt einige Male den Strand auf vollern Länge auf und ab und machen diverse Film- und Fotoaufnahmen. Anschließend schließen wir auf dem Parkplatz unseren Kompressor an die Autobatterie an und pumpen die Reifen wieder für den normalen Straßenbetrieb auf.
Unsere Zeit in Schweden neigt sich dem Ende zu, und von Mellbystrand ist es dann schon nicht mehr weit bis zur dänischen Grenze. Um nicht die gleiche Strecke zurück zu nehmen, entscheiden wir uns für die Fähre Helsingborg – Helsingør und fahren dann über Odense und Flensburg zurück nach Deutschland, wo uns nach den sonnigen Tagen in Schweden ein herbstlicher Dauerregen erwartet.
Aber der erste Campingtest mit dem Defender ist erfolgreich verlaufen, und Hetty und ich planen bereits für’s nächste Jahr eine längere Tour durch Schweden und Norwegen bis zum Nordkap und den Lofoten.
Und hier auf dem Reise-Blog kommt als Nächstes noch eine Fotogalerie mit den schönsten Bildern dieser Reise, und wenn ich genug Zeit finde, dann schneide ich auch noch ein kleines Video zusammen und poste es hier, damit sich Bastians eingangs beschriebener Einsatz bei der Wasserdurchfahrt wenigstens gelohnt hat…! 😉
Hier ist der Link zu Bastians Youtube-Kanal: „Skippers Vlogboek“
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13 Comments
Ui, auch das ist wieder ein toller Bericht eurer Reise. Glückwunsch an Bastian, den Detox hätte ich im Leben nicht durchgehalten!
Ja, er hat sich sehr tapfer geschlagen! Ich hatte natürlich durchgehend Internet, also nur wegen Navigation und so… 😉
Vielen lieben Dank für die grandiosen Eindrücke in Form von Lektüre und Bildern. Alles ist wieder perfekt gelungen und nimmt uns so mit auf Reisen.
Mir geht es ähnlich mit einsamen und wunderschönen Orten, die allein einfach unendlich mehr in einen aufsaugen und Tiefenentspannung auslösen!
Und schöne Beschreibung für die natürlichste Sache der Welt .
In voller Vorfreude bin ich nun auf noch weitere Bilder und evtl auch auf das Reisevideo.
Viel Spaß beim Planen der nächsten Reise. Klingt großartig und nach dem Erleben von Polarlichtern (das ist ja noch ein Traum von mir). Liebe Grüße
Danke Dir, Erna! Und in der Tat, wir erhoffen uns von einer Reise bis ganz in den Norden natürlich auch die Polarlichter. Fleur hat sie während ihres Studiums in Alta ja schon ganz ausgiebig genossen!
Hoi reizigers,
Een mooi verhaal weer. Wat vraagtekens opriep bij mij was het gedeelte over de expressomachine? Het camperen is vaak beperkt kwa stroomgebruik. De meeste campings hebben 6 amp of hooguit 10, wat uitzonderlijk is. Dus.. 6 x 230 volt is 1380 watt. Wij hadden ook een prachtige expressoapparaat, maar die was al gauw 2000 watt, zelfs de Nespressomachientje, was te veel wattages. Dus, als jij zelf je stroom opwekt met een generator of via campingstroom zit je aan limieten toch?
Leuk dat de defender het zo goed doet. Ik had niet anders verwacht. Je verhaal is geen verrassing voor mij, want bij elke keer camperen zie je steeds meer in wat er anders of beter kan. Ik heb inmiddels talloze veranderingen aangebracht en nog steeds zie ik verbeteringen. Wat de grootste uitdaging is, is het weer vind ik. Steeds weer moet je inspelen en veranderlijk zijn op het weer. Dat zie ik ook als grootste nadeel van onze lifestyle ook al rijden we met het goede weer mee. Soms extreem harde wind, zodat we midden in de nacht de caravan de wind in draaien, zodat we rustig kunnen slapen, dan 38 graden elke dag, en dan weer te veel schaduw, waardoor we last hebben van vliegjes.
Regen hebben we nagenoeg nooit, dat was nu jullie uitdaging.. in dit geval. Hebben jullie ook een kluis ingebouwd, want soms laat je de auto onbewaakt langdurig ergens staan en je wilt niet dat tablets of fotoapparatuur gestolen wordt natuurlijk. De noordelijke landen zijn niet mijn ding, toch vond ik de foto’s mooi en verrassend, zoals van de oude autodump. Boeiend om te lezen weer.. groetjes, Rudi
Hoi Rudi,
Ik wil eigenlijk een espressomaker (percolator), niet een espressomachine. Ik denk dat je daar inderdaad te veel stroom voor nodig hebt. En ik denk ook aan een kluis, ja. Oh, er zijn nog zoveel dingen die we kunnen gebruiken… 🙂 Maar het blijft ook leuk om al deze dinge te bedenken!
Schön, mal wieder deine Abenteuer zu lesen! Camping ist nie langweilig, aber auch die Toilette fand ich zu der Zeit, als wir vom Buscamper auf den Wohnwagen umgestiegen sind, sehr luxuriös. Aber jetzt, wo wir leben, ist das eine andere Geschichte. Ich denke, wir sind alle sehr gespannt auf Bastiaans Video. Und tatsächlich, das Gefühl, alleine irgendwo in der Natur zu sein, ist fantastisch. Schön, dass dir das Auto so gut gefällt!
Hallo Diana!
Du schreibst in Deutsch? Oder ist das eine maschinelle Übersetzung (so wie unser Blog)? Wir denken viel an Euch und wie Euer Leben jetzt aussieht. Es ist mit dem Defender natürlich wirklich anders als mit einem Wohnwagen. Ich finde, ein großer Nacheil am Dachzelt ist, dass man es immer abbauen muss, wenn man mal kurz von seinem Stellplatz mit dem Auto irgendwo anders hinfahren will. Da habt Ihr es besser!
Dag Hartig,
Wat een leuke blog om te lezen en goed om te zien hoe jullie genieten.
Veel plezier nog met jullie daktent!
Groet,
Ivar
Campwerk Nederland
Hoi Ivar!
Ja, wij hebben erg van het daktent genoten. Het was eerst een beetje oefenen, maar uiteindelijk ging het stets beter met het op- en afbouwen. Ik heb wel nog wat kleine vragen, dus mischien kom ik nog een keer even bij jullie langs.
Ich liebe eure Berichte und bin schon gespannt auf weitere Abenteuer mit dem Defender.
Liebe Grüße aus Graz von Annemarie
Dankeschön! Wir freuen uns, dass Du hier mitliest!
Liebe Grüße aus Holland!
Hallo Bruderherz, was für ein erfrischender Bericht:))! Es bringt großen Spaß, von Euren Abenteuern zu lesen! Und ja: ein guter Kaffee ist schon ein herrlicher Luxus und Du hast mir ja den tollen Espressokocher für den Wohnwagen geschenkt, der super funktioniert!!!Gglg