Camping in Neuseeland – zu dritt unterwegs auf der Nordinsel
22. Februar 2020Fotogalerie Neuseeland: die Nordinsel
29. Februar 2020Ein Gastbeitrag von Bastian van der Neut
Wer meine Eltern kennt, weiß, dass auf Reisen immer viel gewandert werden muss, lange Wanderungen natürlich am liebsten. Genau das wurde mir erspart bis zum 11.Tag meines Aufenthalts: Endlich gab es eine Herausforderung, eine richtige Wanderung, eine der schönsten von ganz Neuseeland: der Tongariro Alpine Crossing. Eine Tageswanderung von über 20km Länge und entlang mehrerer Vulkane. Die Bilder sahen online schon großartig aus. Wird diese Wanderung das, was Neuseeland endlich wirklich spektakulär macht?
Drei Nächte wird tatsächlich mal der holländische Sparzwang zurückgefahren, und wir übernachten in einem sehr netten Bed&Breakfast, damit wir diese Wanderung entspant antreten können. Samstag war das Wetter zu schlecht, aber Sonntag sieht laut Wettervorhersage sehr gut aus, und der Transport für die Wanderung wird teuer bezahlt organisiert. Zumindest sieht alles gut aus bis 20:30 Uhr am Samstagabend. Muttern muss nochmal den Wetterbericht auf ihrem Handy nachschauen und auf einmal ist von Sonne nichts mehr übrig, nur noch Regen, Wolken und Wind ist angesagt. Nach einer kleinen Diskussion, ob man dem Internet prinzipiell trauen sollte und „In den Bergen kann man das Wetter eh nicht vorhersagen!“ ist letzendlich das ausschlaggebende Argument, die Wanderung trotzdem anzutreten, natürlich: Es wurde schon bezahlt und stornieren geht nicht.
Um fünf Uhr klingelt der Wecker. Aufstehen um diese Zeit wird für mich leidenschaftlichen Langschläfer die größte Herausforderung des Tages – jedenfalls den ich das zu diesem Zeitpunkt noch.
Um sechs Uhr stehen wir dann auf der Kreuzung, wo der Shuttlebus uns abholen soll. Erstaunlich pünktlich kommt der Bus und wir sind die ersten, die der Fahrer abholt. Er erzählt uns, dass das Wetter heute super wäre und es nur leichten Wind von 6 km/h gäbe! Zum Glück haben wir der Technologie nicht vertraut!!!
Um acht Uhr kommen wir am Startpunkt der Wanderung an und wir legen fröhlich los. Die Sonne scheint und der Himmel ist größtenteils blau. Nur die Vulkane verstecken sich noch in einigen Wolken, aber die ersten tollen Bilder werden schon gemacht. Meine Stimmung zu diesem Zeitpunkt ist auf einem Tageshoch. Das kleine Nickerchen im Bus hat gut getan. Endlich unterwegs proklamiere ich sehr groß: „Het wordt een makkie!“ („Das wird doch total einfach!“)
So gegen halb zehn fangen wir an, den ersten Vulkan zu besteigen. Wir wurden vorgewarnt, es könnte sehr kalt werden, dementsprechend haben wir uns warm angezogen. Zum Glück hatten meine Eltern noch einen zusätzlichen Billig-Regenponcho dabei, denn schon schnell laufen wir in einer Wolke, aus der es irgendwie auch noch gleichzeitig regnet. Wie man ihn kennt, versucht Papa in jeder schwachen Stelle der Wolke ein blaues Loch herbeizugucken und ruft ständig von hinten: „Es wird bestimmt gleich aufhören zu regnen!“ Aber es hilft alles nichts. Uns wird noch lange die Wärme der Sonne verwehrt bleiben. Noch sehen wir nichts von den versprochenen unglaublichen Aussichten. Ganz im Gegenteil: wir werden immer nasser und uns wird immer kälter. Der Weg wird an manchen Stellen kritisch, weil der Boden von dem Regen in gefährlichen rutschigen Schlamm umgewandelt wurde.
Gegen halb elf befinden wir uns auf dem Weg zum Kraterrand des 2. Vulkans und dem höchsten Punkt der Wanderung, gleichzeitig der Höhepunkt mit der schönsten Aussicht – jedenfalls erzählte man uns das. In der Realität wissen wir nur, wo wir sind, weil alles gut ausgeschildert ist. Die Sicht um uns herum ist durch den dichten Nebel begrenzt auf 5 – 10 Meter. Die Landschaft aus Vulkangeröll hat in dem Nebel durchaus etwas Faszinierendes und Ominöses, aber wunderschön kann man es beim bestem Willen nicht nennen. Ein eisiger Wind (deutlich schneller als 6 km/h!) bläst uns den Vulkan hoch und kühlt unsere mittlerweile durchnässten Hosen und Hände weiter. Auch wenn es vielleicht wunderschöne Ausblicke gegeben hätte, keiner ist jetzt in Pausenstimmung.
Endlich kommen wir auf dem Rand des Kraters an und werden begrüßt durch einen stürmischen Eis-Wind, der von dem Krater hoch und über den knapp zwei Meter breiten Kamm bläst. Der Wind ist so stark, dass die Kommunikation unmöglich wird und die volle Konzentration nur noch darauf liegt, nicht den Vulkan heruntergeblasen zu werden (was uns allen ein nicht komplett unmögliches Szenario zu sein scheint). Vorsichtig machen wir uns auf den Weg über den Kamm und genießen die 5 Meter Aussicht, die wir gerade durch Wind, Regen und Nebel noch haben. Alle haben schon leichte Panik in den Augen. Irgendwann höre ich Mama schreien: „Ich sehe nichts!!!“ Der Wind bläst ihr den Regenponcho vor die Augen, und Papa muss ihn erstmal mühsam wieder zurecht ordnen.
Irgendwann komme ich als erster an der anderen Seite des Kraters an, wo es wieder herunter geht und ein leichter Windschatten ist. Um den Rest der Truppe zu animieren, schreie ich: „Kommt her, schnell, nicht anhalten, nicht anhalten!“ Ironischerweise antwortet Papa ebenso mit einem Schrei: „Nicht Schreien!“ Sicherlich mit dem Gedanken, keine Panik zu verbreiten.
Der Anfang des Abstiegs besteht vor allem aus losem Sand und Steinen, so dass wir nur mit größter Vorsicht runtergehen können. Zumindest ist der Weg so breit, dass die immanente Gefahr abzustürzen nicht mehr ganz so groß erscheint und der Wind etwas weniger kalt und schnell weht. Einen kleinen Thermalsee können wir durch den Nebel noch gerade sehen. Wäre es gutes Wetter gewesen, wäre es der perfekte Ort für eine frühe Mittagspause gewesen, aber so hat keiner Lust lange still zu stehen, und sogar die Toilettenpausen werden erstmal verweigert, bis wir die Sonne wieder sehen können.
Kurz nach 12 sehen wir dann endlich wieder die Sonne und den blauen Himmel und ja, auch wunderschöne Aussichten. Was hätte das Ganze schön sein können, denken wir uns nur. Die Toilettenpause wird dann um 12:25 Uhr genehmigt nach 13km Wanderung. Auf einem Schild steht: „noch 1,5 Stunden bis zum Pickup-point“. Die Abfahrtmöglichkeiten sind um 14:30, 16:00 und 17:30 Uhr. Nach einem bisschen Lobbyismus von einem unterkühlten Politikwissenschaftsstudenten, unbedingt den Bus von 14:30 Uhr anzustreben, nimmt Mama sich diesen Vorschlag sehr zu Herzen und es gibt ein großes Comeback von Hochtour-Hetty! Sie rennt buchstäblich an den anderen Wanderern vorbei. Von hinten kommt die Frage, ob sie es wohl noch genießen würde, und ich fühl mich schon schlecht, weil ich auch nicht so sehr hetzen wollte, aber Mama hat einen Energieschub und riecht den Kaffee in dem Bed&Breakfast schon. Da kann keiner sie mehr aufhalten.
Um 14 Uhr kommen wir auf dem Parkplatz an. Über 20 Kilometer in 6 Stunden sind wir ohne Pause durch die Berge marschiert und trotzdem sage ich leicht ironisch: „Makkie!“. Letztendlich haben wir es doch locker geschafft und dazu noch in Rekordzeit! Die Aussichten, die wir uns gewünscht hatten, haben wir nicht bekommen. So ist das auf Reisen nun einmal, man weiß nie was passieren wird und man erlebt unerwartete Abenteuer. Genau das macht Reisen so toll und ich bin bereit für das nächste Abenteuer!
Bastian van der Neut
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12 Comments
Eigentlich sollte ich gerade in meinem (zugegebenermaßen sehr langweiligen) Augenheilkunde-Seminar aufpassen, aber ich konnte einfach nicht widerstehen, das „Erstlingswerk“ dieses aufstrebenden, unterkühlten Politikwissenschaftsstudenten zu lesen!
Retrospektiv betrachtet war das wohl ein Fehler, denn ich musste an sehr vielen Stellen das Lachen unterdrücken (am Schlimmsten war es beim Abschnitt über „Hochtour-Hetty“).
Wunderbar lustig geschrieben und definitiv viel interessanter zu lesen als das Ende des Hesse-Romans, durch welches ich mich gerade quäle 😀 Also falls es sich noch mal ergibt, gerne noch mehr aus dieser Sichtweise!
Oh man, so ein Pech… es hätte sooooo schön sein können . Kaum zwei Monate vorher war das Wetter bestechend. Na vielleicht hat es sich dann, angefühlt als sei man Frodo auf dem Weg zum Schicksalsberg. Aber den habt ihr ja noch sehen können. Meine zwei Kinder sagten nach dem Treck, sie hätten es nie gemacht, hätten sie gewusst wie anstrengend es wird. Aber hey, man hätte keine gute Geschichte zu erzählen gehabt.
Hahaha, wat een grappig verhaal Bas, ik zag het echt helemaal voor me. Vooral jullie wandelend in die veel te goedkope regenzakken . Nou wel weer een mooi avontuur ook al heb je het hoogtepunt niet kunnen zien.
Wat een verhaal weer. Het lijkt wel goede tijden, slechte tijden
Wat zal de koffie lekker gesmaakt hebben!
Prachtig verhaal Bas. Ik heb er smakelijk om gelachen. Ik zag het helemaal voor me. En ja, ook al bracht het niet de mooie uitzichten, het levert wel een avontuur en prachtig verhaal op. Een perfecte wandeling is niet altijd de meest interessante. Deze blijft waarschijnlijk veel beter hangen. Ik heb nog altijd een mooie herinnering aan een wandeling naar de top van een vulkaan in zeer dichte mist. Uren stijgen en waartoe, geen enkel uitzicht. Maar dan doemt een halve meter van mijn hoofd een wit paardenhoofd op. We schrikken allebei en trekken ons hoofd terug. Het paard verdwijnt uit beeld. En heel voorzichtig bewegen we ons weer naar voren en kijken elkaar nieuwsgierig aan. Een ontmoeting om nooit te vergeten. Veel plezier nog in Nieuw-Zeeland.
Wow Brudi, echt toll geschrieben ^^ Ich hatte das Gefühl, fast dort mit euch zu sein! Und habe auch viel gelacht 😀
BASTI! Großartig. Dieses Talent zum Schreiben musst du von einer gewissen Patentante habe. Ich empfehle dich jetzt schon als Urlaubsvertretung bei meiner Chefin. Sie wird begeistert sein. Boah, und Respekt für diesen Kraftakt. Ich glaube, ich hätte einfach nur geweint.
Euh… Ik weet waar het fout gegaan is… Als men in het zuiden op vakantie gaat, vraagt men vaak.. „ga je naar het zuiden“ ? Met andere woorden… naar het mooie weer.
Daar..waar jullie nu zijn of waren.. Daar moet je juist niet meer naar het zuiden gaan. Maar wil je mooi weer, dan moet je naar het noorden. Ik weet dat het gek klinkt, maar voor mooi weer ga je in New Zeeland naar het noorden. Richting de baan van de zon.. 🙂
Veel reisplezier..
Toll geschriebener Reisebericht, lieber Basti, und immer wieder mit witzigen Einlagen. Da der hiesige „Winter“ dieses Mal richtig nass war, konnte ich die Nässe aus diesem Bericht förmlich selber spüren. Auf meinem Fahrrad ergeht es mir in den letzten Monaten oft so: Nässe, Orkan (auf der Holtenauer Hochbrücke immer wieder ein Abenteuer) und schlechte Sicht. Meine Spezial-Kleidung konnte einiges richtig gut aushalten, das hilft schon viel. Also, lieben Dank für dieses Abenteuer und Euch noch viel gute Sicht für die Aussichten ;-D.
Geweldig verhaal! Hetty je lijkt mijn moeder wel!
oeps geweldig verhaal natuurlijk hahah
hahah er gaat hier iets niet helemaal goed met de vertaling volgens mij. Lijkt wel een vertaalmachine achter te zitten!!