
Fotogalerie Tasmanien
24. Oktober 2025Alice Springs – MacDonnell Ranges – Kings Canyon – Ayers Rock/Uluru – The Olgas/Katatjuta
Und plötzlich war Australien ganz anders: heiß, staubig und rauh. Unsere nächste Station nach Tasmanien war Alice Springs, die kleine Stadt mitten im roten Zentrum des Kontinents. Als wir auf dem winzigen Flughafen aus der Quantas-Maschine stiegen und über das Rollfeld liefen, nahm uns der heiße Wind fast den Atem. Nach Temperaturen um den Gefrierpunkt am Cradle Mountain herrschten hier jetzt Temperaturen oberhalb der 40 Grad – Marke!
Alice Springs
Und auch sonst war hier alles ganz anders: die Erde war rot, die Vegetation karg, die Straßen von Alice Springs staubig und breit und die Häuser flach und geduckt. Und auch der große Coles-Supermarkt an der Hauptstraße war bei Weitem nicht so geleckt wie in den Metropolen an der Ostküste oder in Tasmanien. Und auch die Aborigines waren nun im Straßenbild präsenter. Alice Springs gilt zur Zeit als „gefährlichste Stadt Australiens“ wegen einer überdurchschnittlich hohen Kriminalitätsrate. Immer wieder soll es zu Übergriffen und Tätlichkeiten kommen. Hier kulminieren wohl besonders deutlich die sozialen Probleme zwischen der indigenen und der weißen Bevölkerungsschicht.
Und dort sollte also nun ein neuer Abschnitt unserer Reise beginnen: wir wollten mit einem Geländewagen sechs Wochen lang das Zentrum und Western Australia befahren. Dafür hatten wir uns einen quasi expeditionstauglichen Offroadcamper gemietet. Er sollte über die volle Ausstattung für einen Roadtrip ins Outback verfügen: Dachzelt, Campingequipment, Bergeausrüstung und für den Notfall ein Satellitenmessenger, mit dem man im schlimmsten Falle auch ohne Mobiltelefonempfang Rettungskräfte alarmieren könnte.

Wir fuhren direkt vom Flughafen zur Mietwagenfirma, um das Auto abzuholen. Und auch hier ging alles etwas weniger elegant zu: Das mit Stacheldraht eingezäunte Gelände glich eher einem Gebrauchtwagenhandel mit angeschlossener Werkstatt und Ersatzteillager. Die leicht gestresste Mitarbeiterin im kleinen, kürzlich eingerichteten Bürocontainer schimpfte über die miserablen Unterlagen zum Wagen und dass die neuen (indischen) Reinigungskräfte nicht ordentlich arbeiteten (was man dem Wagen in der Tat ansah). Dass die Füllstandsanzeigen des Frischwassertanks und der Zweitbatterie nicht so richtig funktionierten, wischte sie mit der Bemerkung weg, das würde sich mit der Zeit einpegeln. Wir vertrauten dem erstmal – ein Fehler, wie sich später herausstellen würde!
Nach unserem Abenteuer auf dem Overlandtrack hatten Hetty und ich aber beide erstmal das Gefühl, kurz mal auf die Bremse treten zu müssen. Jetzt direkt vom Gelände der Mietwagenfirma mit dem Auto zum Campen in den Busch zu fahren, wollten wir uns nicht sofort zumuten. Also blieben wir für zwei Nächte in einem Airbnb mit einem kleinem Swimmingpool in Alice Springs, um ein wenig zu verschnaufen und Energie für die folgenden Herausforderungen zu tanken. Und was soll man sagen: 40 Grad sind gar nicht mehr so schlimm, wenn man erstmal mit dem ganzen Körper im Wasser abgetaucht ist…! 😉
Wir nutzten die Zeit, um uns neu zu sortieren und den Wagen mit Vorräten zu beladen. Der Supermarkt in Alice Springs würde für längere Zeit der einzige mit einer großen Auswahl an Lebensmitteln sein. Also machten wir einen Großeinkauf. Als ich unsere Beute verstaute, fragte ich den Mann neben mir an der Kasse, wann denn der Bottleshop neben dem Supermarkt öffnen würde (es war gerade Mittag). Montags und Dienstags gar nicht, antwortete er. Und auf meinen erstaunten Blick: „Yeah, I know, it sucks!“ Alkohol und Alkoholmissbrauch ist im Outback ein großes Thema und daher gibt es jede Menge Restriktionen. Insbesondere in den Aboriginegebieten ist Alkohol häufig gänzlich verboten.
Ich nutzte unseren Ruhetag auch dazu, mich mit dem Geländewagen vertraut zu machen und die Ausstattung zu testen. Man möchte nicht erst irgendwo in der Wildnis feststellen, dass zum Beispiel der Kompressor zum Reifen aufpumpen nicht funktioniert. Wir hatten da bereits schlechte Erfahrungen gemacht. In Namibia mussten wir bei einer Reifenpanne feststellen, dass es unmöglich war, mit dem im Mietwagen befindlichen Werkzeug das Reserverad abzuschrauben. Jetzt stellte sich heraus, dass eines der beiden Dachzelte nicht komplett aufzubauen war. Aber wir hatten ja noch das andere. Also blieben wir guter Dinge.
MacDonnell Ranges


Und dann ging es endlich los: von Alice Springs fuhren wir in die Western MacDonnel Ranges, einen kleinen Gebirgszug westlich der Stadt. Dort fuhren wir mehrere kleine Schluchten und Wasserläufe an, die mit ihren roten Felsen und den vielen Eukalyptusbäumen einen schönen ersten Eindruck von der Natur des Outbacks vermittelten. Um Hettys Fuß und Knie zu schonen, machten wir nur kleinere Spaziergänge, begegneten dabei aber zumindest auch einem kleinen Rock-Wallaby, dass uns neugierig beäugte, bevor es elegant über die.Felsen davon hoppelte.
Später trafen wir in einer der Schluchten auf ein älteres englisches Ehepaar. Sie war gerade dabei ihn zu fotografieren, wie er relativ ungeniert mit freiem Oberkörper auf einem großen Felsen posierte und die Muskeln spielen ließ. Wir kamen ins Gespräch und sie stellten sich selbst als „Fulltime traveler“ vor: Sarah und Roy. Sie gehörten zu jener Kategorie der „Grey Nomads“, wie die Australier sie nennen und wie wir sie häufig auf dieser Reise antrafen: Pensionäre, die Haus und Hof verkauft haben, um ganzjährig mit großen Geländewagen und riesigen geländefähigen Wohnwagen dahinter durch die Lande zu ziehen. Roy und Sarah transportierten dazu sogar noch ein kleines Motorboot auf dem Dach ihres Zugfahrzeugs. Sie kamen gerade aus Darwin, wo sie als sogenannte „Housesitter“ ein Anwesen beaufsichtigt hatten. Die beiden waren ebenso sympathisch wie gesprächig und es dauerte eine ganze Weile, bis wir uns über unsere Reiseerlebnisse ausgetauscht hatten und jeder wieder seiner Wege zog.
Kings Canyon

Von den MacDonnel Ranges fuhren wir dann weiter zum Kings Canyon. Er befindet sich 320 Kilometer westlich von Alice Springs. Die spektakuäre Schlucht aus rotem Sandstein ist an manchen Stellen über 100 Meter tief. Dort trauten wir uns dann auch wieder einmal an eine längere Wanderung. Wir erklommen den Rand des Canyons und und wanderten einmal um ihn herum – Hettys Fuß wurde erneut auf die Probe gestellt. Aber so langsam wurde es besser. Wegen der alles beherrschenden Hitze ist diese Wanderung zu dieser Jahreszeit nur in den frühen Morgenstunden erlaubt. Ab 11 Uhr sperren die Parkranger den Weg. Also machten wir uns bereits um 7 Uhr morgens auf. Belohnt wurden wir für das frühe Aufstehen mit einer besonders schönen Lichtstimmung im Canyon. Wir machten reichlich Stopps und zahllose Fotos, bevor wir uns wieder an den Abstieg machten. Und als wir so die Felsen wieder herunterkletterten, kamen uns auch schon wieder unsere neuen Bekannten entgegen: Roy und Sarah machten bereits leicht schnaufend einen kürzeren Abstecher an den Canyonrand und daher diesen Teil der Wanderung andersherum. Wir begrüßten uns schon wie alte Bekannte.
Ayers Rock / Uluru

Nächste Station war der kleine Touristenort Yulara. Er liegt mitten im Uluru-Kata Tjuta National Park und dient als Versorgungs- und Unterkunftszentrum für Besucher. Es ist der einzige Ort in der Region, an dem man übernachten, tanken, einkaufen oder essen kann. und er ist Ausgangspunkt für Fahrten zum Ayers Rock bzw. Uluru (in der Sprache der Aborigines) und den Olgas (Kata Tjuta). Wir hatten mit Mühe noch einen Platz auf dem eigentlich riesigen Campingareal reservieren können, da unmittelbar nach unserem Aufenthalt große Feierlichkeiten in Yulara anstanden: es galt den 40. Jahrestag der Rückgabe des Gebietes an die Aborigines zu feiern. Seit diesem Zeitpunkt wird der Park von der australischen Regierung gemeinsam mit den ortsansässigen Anangu verwaltet.
Ayers Rock/Uluru und auch die Olgas/Katatjuta haben für die australischen Ureinwohner große Bedeutung. Und auch wenn ich persönlich das religiöse Aufladen von Orten kritisch sehe: wenn man Ayers Rock/Uluru so in der weiten Ebene aufragen sieht (und ihn dann später in all seinen Facetten auch aus der Nähe betrachtet), kann man durchaus nachempfinden, das die Aborigines mit ihm eine besondere Spiritualität verbinden. Und auch für Besucher Australiens ist Ayers Rock natürlich eine der größten, wenn nicht die größte Attraktion des Kontinents.
Es muss insgesamt sehr kompliziert sein, hier die unterschiedlichen Interessen der verschiedenen Bevölkerungsgruppen unter einen Hut zu bringen. So ist zum Beispiel das bei den (weißen) Australiern und Touristen ursprünglich sehr beliebte Besteigen des Ulurus mittlerweile nicht mehr erlaubt. Die komplette Umwanderung ist gestattet, aber unterwegs sind einige Stellen mit Fotografierverbot belegt, um die für die Aborigines als heilig angesehenen Stätten nicht zu entweihen. Natürlich nahmen wir uns die Zeit, um die gut 10 Kilometer lange Wanderung um den Monolithen herum zu machen. Und es ist erstaunlich, wie unterschiedlich der große Felsen aus den verschiedenen Richtungen anzusehen ist. Und natürlich fanden wir uns am Abend auf dem großen Parkplatz am Sunsetviewpoint ein, um das Farbenspiel auf dem Uluru bei Sonnenuntergang zu bewundern. Allerdings kam die Sonne nur sehr kurz zum Vorschein, was für viele enttäuschte Gesichter sorgte.
Das Wetter war während unseres Aufenthaltes nämlich ungewöhnlich regnerisch für diese Gegend und Jahreszeit. Und so gab es in den ersten drei Nächten, die wir im Dachzelt unseres Geländewagens verbrachten, sogar heftige und äußerst lautstarke Gewitter. Zumindest aber hielt das Zelt Sturm und Regen stand – sehr beruhigend!
Leider regnete es auch tagsüber relativ viel, so dass wir einen halben Tag auf dem Campingplatz und seiner Umgebung ausharrten. Und als wir so in Regenjacken von einem Aufenthaltsbereich zu unserem Auto gingen, wer parkte da gerade mit ihrem riesigen Wohnwagen direkt im Fach neben uns ein? Richtig: Sarah und Roy, der mir vom Fahrersitz schon fröhlich zuwinkte. Von den über 420 Stellplätzen auf dem Campinggelände war ihnen genau der neben unserem zugewiesen worden.

Ich nutzte die Gelegenheit, um mit Roy etwas über die Ausstattung seines Geländewagens zu fachsimpeln. Sein Toyota Landcruiser war mit so ziemlich allem ausgestattet, was man sich nur vorstellen konnte. Die Krönung war eine auf der Motorhaube fest installierte Starlink-Satelliten-Antenne, mit der sie an jedem Ort der Welt über eine Internetverbindung verfügten. Ich erkundigte mich, ob sie zuverlässig funktionierte, und er antwortete: „Yeah, we watch Netflix all the time!“ Und wie man den Beschriftungen ihrer Fahrzeuge entnehmen konnte, nutzen die beiden das Internet auch, um diverse soziale Medien zu bespielen, eigener Youtube-Kanal namens „Grumpy Grey Gypos“ inklusive! Ich ließ es mir natürlich nicht entgehen, in diesen später reinzuschauen. Und in der Kanalbeschreibung konnte ich lesen, dass Sarah unterwegs im Wohnwagen auch als „psychic medium“ tätig war! Hätten wir das früher gewußt, hätten wir uns vielleicht vorhersagen lassen könne, wie unsere Reise weiter verlaufen würde! So aber musste wir wohl abwarten, welche Abenteuer noch vor uns liegen würden… 😉
(Wer neugierig geworden ist: hier ist der Link zu Roy und Sahras Youtube-Channel)
The Olgas / Kata Tjuta

Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns dann endgültig von den beiden: wir wollten weiter nach Westen und die beiden fuhren in Richtung Süden nach Adelaide. Vorher statteten wir aber noch den 55 Kilometern entfernten Olgas/Kata Tjuta einen Besuch ab. Diese Gruppe von insgesamt 36 Felskuppeln ragt ebenso wie Ayers Rock malerisch aus der Ebene auf und ist nicht weniger spektakulär. In der Sprache der Anangu heißen sie „viele Köpfe“ und das passt eigentlich sehr gut zu ihrem Erscheinungsbild. Der Name „The Olgas“ geht übrigens auf Königin Olga von Württemberg zurück und wird heute wegen des kolonialen Zusammenhangs kaum noch gebraucht. Vor Ort machten wir zwei kürzere, zugleich aber sehr schöne Wanderungen zwischen den Felsen, wollten aber auch Hettys Fuß nicht weiter überbeanspruchen.

Und dann bogen wir schließlich mit unserem Geländewagen ein auf die „Great Central Road“ in Richtung der Grenze zu Western Australia: mehr als 1000 Kilometer Schotterpiste durch’s australische Outback lagen vor uns. Ob uns unser Auto dabei im Stich liess und ob wir selbst am Ende auch zu „grauen Nomaden“ wurden, lest Ihr im nächsten Beitrag auf diesem Blog!
Hier findet Ihr die übrigen Reiseberichte aus Australien.
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8 Comments
Sounds like you are enjoying the outback and finally seeing kangaroos
We are following your journey with jealous hearts , Barbara will love the red Center when we get there
Hi Chris! Yes, we have seen quite a few kangaroos in the meantime and luckily still no snakes! 😉 And yes, the red center is just so beautiful! But it is getting very hot now, so we will probably heading south soon. Pass our greetings to Barbara!
Was für ein Kontrastprogramm! Erst bei Schneegestöber in Tasmanien, jetzt bei 40 Grad im Outback. Wie schafft Ihr es, soviele unterschiedliche Eindrücke zu Verarbeiten. Da waren die 2 Tage im Airbnb bestimmt gut, um mal Luft zu holen. Ich hoffe, Ihr bleibt bei Euren Plänen und werdet nicht auch „Fulltime traveler“ Auf jeden Fall weiter Gute Reise und ich freue mich auf Deinen nächsten Bericht.
Hallo Margit! Tatsächlich hilft beim Verarbeiten der vielen Eindrücke das Schreiben dieses Blogs. Im Grunde ist er ja wie ein Reisetagebuch und dadurch bleibt vieles viel besser in Erinnerung!
Liebe Margit, wir werden echt keine Fulltime traveller, dafür sind wir zugerne bei Familie und Freunde❤️aber wir erleben viel! Ich kann die Hitze nicht so gut ertragen wie Hartwig. Aber 41 Graden ist auch sehr viel! alles Liebe von Hier Hetty
Ohhhh, das liest sich wieder sooo spannend!! Ich genieße es immer wieder sehr, Euren blog zu lesen!!! Was für eine aufregende Tour!! Und Regen und Gewitter im Outback und v.a. nachts ist doch ganz schön unheimlich!!
Wenn ich daran denke, wie ich auf unserer gemeinsamen Australienreise vor 34(!) Jahren so viel Schiss hatte, dass ich im Kofferraum des Autos geschlafen habe, hihi!! Euch weiterhin eine tolle Reise, viele liebe Grüße Gudrun
Hallo Gudrun! Spannend ist es auf jeden Fall immer wieder – uns wird auf keinen Fall langweilig! Als wir am Ayers Rock waren, habe ich Hetty auch schon erzählt, wie es damals war, bei starkem Wind hinaufzusteigen und sie konnte sich sehr gut vorstellen, dass man dabei sehr ängstlich werden konnte! 😉
Oh, Hartwig – wie immer bin ich sehr traurig, wenn ich beim Lesen deiner Beiträge zum Ende komme. Ich möchte einfach immer weiterlesen! @Gudrun: Vielleicht könntest du an dieser Stelle die Geschichte mit dem Kofferraum noch einmal ausführen … 40 Grad hätte ich jetzt auch gern – nach sieben Tagen über 25 Grad auf Mallorca friere ich hier immer noch wie ein Schneider und finde den Herbst nach wie vor fürchterlich! Deswegen: Genießt die Zeit weiterhin und haltet tapfer durch. Wenn ihr euch tatsächlich dazu entscheidet, als Senior Traveler dort zu bleiben, darf ich den Defender übernehmen? 😉
LG Uli