Bizon alarm!
7. September 2019Fotogalerie Utah & Idaho
9. September 2019Wie ein Schlachtschiff gleitet unser Pick up – Truck über den Asphalt, nur ganz leise dringt das sonore Motorengeräusch in den Innenraum. Der Highway vor uns ist wie mit dem Lineal durch die Landschaft gezogen, schon seit geraumer Zeit geht es nur geradeaus. Aus dem Radio tönt Countrymusik (sonst nicht unser Ding, aber hier passt sie perfekt), und um uns herum zieht eine endlos scheinende Prairie-Landschaft vorbei. Hetty sitzt dösend auf dem Beifahrersitz, und ich genieße dieses völlig entspannte „Cruisen“. Wie automatisch beginnen meine Gedanken zu wandern:
Ich denke darüber nach, wie sehr die USA ein Land der Autofahrer sind. Alles ist auf den Autoverkehr ausgerichtet, und zwar auf den Verkehr mit großen Autos, riesigen Autos. Ich staune immer wieder über die gigantischen Wohnmobile, die uns regelmäßig entgegenkommen und die unsere europäischen Omnibusse geradezu klein aussehen lassen, viele davon sogar noch einen PKW an einer Abschleppstange hinter sich herziehend.
Die Amerikaner erledigen einfach alles gerne mit dem Auto. Von nahezu allem begegnen wir auch einer „Drive thru“-Variante: „Drive thru“-Fastfood-Restaurants, „Drive thru“-Coffeeshops, „Drive thru“-Apotheken und sogar „Drive thru“-Banken. Nur Fußgänger sieht man fast überhaupt nicht. Und offenbar damit diese seltene Spezies nicht vollständig ausgerottet wird, hat man sich jetzt eine neue Sicherheitsmaßnahme einfallen lassen: an den wenigen Fußgängerüberwegen gibt es zu beiden Seiten am Straßenrand aufgestellte Köcher mit kreischroten Signalflaggen, die die Fußgänger beim Überqueren der Straße deutlich sichtbar bei sich tragen sollen, damit sie nicht von unachtsamen Autofahrern überfahren werden. Gesehen haben wir diese Flaggenbehältnisse jetzt öfter, dass sie auch benutzt werden allerdings noch nicht.
Zum Glück fahren die Amerikaner im Durchschnitt und für europäische Verhältnisse eh sehr defensiv. Ich erinnere mich an die Reise mit unseren Kindern im Wohnmobil durch den Südwesten der USA. Bei der Mietwagenfirma hatte man uns ein sehr viel größeres Wohnmobil aufgedrängt als ich bestellt hatte (noch so ein „free upgrade“). Da aber auch gar kein kleineres Modell verfügbar war, fuhr ich also notgedrungen und mit schweißnassen Händen dieses 9-Meter-Ungetüm vom Hof und auf den achtspurigen innerstädtischen Highway von Los Angeles. An der nächsten Kreuzung versuchte ich einen U-Turn hinzulegen, scheiterte aber kläglich: aufgrund des LKW-artigen Wendekreises bekam ich das Wohnmobil gerade mal um 90 Grad herum und blockierte so alle 4 Spuren der Gegenfahrbahn. Nur durch minutenlanges vor- und zurückrangieren gelang es mir, das Fahrzeug in die richtige Spur zu bringen. Die Amerikaner in den Autos, deren Weg ich blockierte, warteten das Manöver mit dankenswerter Ruhe stoisch ab. Man stelle sich das Hupkonzert bei einem gleichen Vorfall in Italien vor.
Und so lässt sich Nord-Amerika halt auch am besten und wirklich sehr entspannt mit dem Auto er-fahren (jedenfalls wenn man mal den Umweltaspekt außen vor lässt). Die Benzinpreise sind nach wie vor moderat, die Übernachtungspreise in den allgegenwärtigen Motels leider nicht mehr so ganz. Dafür kann man aber eben auch mit dem Auto bis vor die eigene Zimmertür fahren. Nur innendrin sind diese Herbergen auch gerne mal etwas schäbiger. Vorgestern zum Beispiel übernachteten wir in einem Motel, dessen Wände so dünn waren, dass wir akustisch das Fernsehprogramm unseres Zimmernachbarns deutlich mitverfolgen konnten. Offenbar schlief er währenddessen ein, denn das Fernsehgeräusch lief bis morgens früh um fünf. Und da wären wir dann wieder bei den Ohrstöpseln…
Ich glaube, das größte Problem bei Autoreisen durch die USA ist der Kaffee. Echt. Hetty hat extra einen metallenen Thermosbecher für die langen Autofahrten im Rucksack mitgenommen. Ganz wichtig auch deshalb, weil bei ihr sofort akute Schlechtlaunigkeit droht, sobald der Koffeinlevel unter einen bestimmten Wert sinkt. Und jetzt schwappt in dem Behälter diese Plörre, die es in jedem Motel zum Frühstück gibt, wässrig und im schlimmsten Fall von Creamerpulver durchsetzt. Schon bei dem Gedanken daran schüttelt es mich. Aber gut, wenn man dann irgendwo doch mal wieder einen richtig guten Cappucino bekommt, ist es auf diesem Roadtrip auch ein echtes Ereignis, das Hetty und ich so richtig genießen können.
Und wie die Straße jetzt am Horizont langsam beginnt, in eine weitläufige Kurve überzugehen, mache ich mir nochmal bewusst, was für ein großes Privileg es ist, dass wir zusammen diese Reise machen können. Dass wir beide die gleiche Lust dazu haben. Und dass unsere Lebensumstände es zulassen, unsere körperliche Fitness und auch unsere finanziellen Möglichkeiten. Was für ein Geschenk.
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20 Comments
Country music . Roadtrip durch amerika ist einfach Klasse! Ich erkenne viele Sachen, die Floris und ich genauso erfahren und genossen haben wieder. Vor allem das Dösen von Mama:D
ha ha!
Ich kann da nur Basti wiederholen: ein Roadtrip durch den USA ist echt was tolles! 😀 Herrlich mit country Musik dazu <3 Echt schön geschrieben mal wieder, liest sich sehr angenehm 🙂
Hört sich so schön an! Ich beneide Euch (natürlich im positiven Sinne)! Das sieht nach einem tollen Start der Weltreise aus!
Viele liebe Grüße
Wie wunderbar, mit Euch zu reisen! Gerade das reisen ist in Amiland so easy going. Ich freue mich für Euch, dass Ihr diese Reise machen könnt!
Mooie bespiegelingen wederom. Je hebt echt schrijftalent Hartwig. Zijn jullie ook de parkeerplaatsen voor extra dikke mensen tegengekomen? Naar het schijnt kunnen die vlakbij de deur van winkels en restaurants parkeren, zodat ze zo naar binnen kunnen rollen. Ik heb medelijden met de voetgangers. Het verbaast me niet dat jullie nog niemand met een vlaggetje hebben gezien ☺
Fijn dat jullie zo genieten van de reis en dat wij heerlijk mee mogen smullen. Veel liefs.
Eigentlich lese ich ja viel zu wenig, aber anstatt eines Buches werde ich wohl nun in den nächsten Monaten begeisterter Blockleser werden. Es liest sich prima 🙂
Danke, Thomas, wir freuen uns!
Dankje voor je kommentare, Irma, ik wardeer het!
Schon ganz interessant. Gibt’s dort auch – kleine – Flugplätze? Sind immer Anbefehlens wert weil man dort allerhand Sachen zusammen bringt die irgendwo anders nicht sehr beliebt sind… Autofriedhöfe…shady businesses. Mooie locaties voor een B-film, zeg maar.
https://www.nrc.nl/nieuws/2003/06/27/koningin-van-de-b-wegen-7644483-a734478
Leuk artikel Goof. Een Amerika-ervaring lijkt nu niet compleet zonder een bezoek aan een Waffle house.
Hallo Goof, grappig artikel, dankje! De groeten vanuit Montana!
Ach Hartwig, du solltest ein Buch schreiben. Ich mag das gern lesen. Sehr.
Da sagste was 🙂
Liebe Hetty, lieber Hartwig, wir lesen mit großem Amusement euren Blog und freuen uns mit euch, dass eure Reise so entspannt beginnt (bis auf so kleine Ausnahmen, wie Koffeinentzug und Motels mit Brummgeräuschen und dünnen Wänden, etc.). Viele liebe Grüße aus Kiel von Susanne und Andreas
Mooi om het realiseren van de dankbaarheid te lezen
Viel spass nog luitjes
Leuk om jullie te volgen
We genieten van jullie verhalen en begrijpen dat een aantal dingen nog hetzelfde zijn! Is straks een boek een optie? Foto’s zijn ook prachtig!
Ich genieße sehr von euer blog. Das mit den fahnen erkenne ich auch aus McCall, das haben wir dort schon benutzt :). Amerika ist schon ein sehr guter start glaube ich, aber ein bisschen abenteuer soll auch da sein.
Und wieder seeeehr schöne foto’s!!
Mooi die parken. Jullie genieten er ook echt van. Ik ben echt zoals een Amerikaanse toerist in Nederland: even een molen en een klomp zien en dan weer weg. Yellowstone alleen de Old Faithfull gezien, temidden van honderd anderen uit zes bussen. Was ik maar een wandelaar!
Schon alle diese Parks. Ihr geniesst das auch richtig. ich bin wie ein Amerikaner in Holland: nur 1 mühle sehn und eine holzschuh und dann wieder vort. in yellowstone hab ich mir nur old faithfull angeschaut, zusammen met hundert andere leute aus zechs Büsse. ach wäre ich nur ein wandervogel.